Als die aktuelle honduranische Präsidentin Xiomara Castro im Januar 2022 ihr Amt antrat, waren die Hoffnungen groß. Mit ihrer Mitte-Links-Regierung kündigte sie einen Politikwechsel an, der entgegen den Interessen der zuvor regierenden Elite des Landes die einfache Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen sollte. Schwerpunkte ihrer politischen Agenda im Wahlkampf waren soziale Gerechtigkeit, eine alternative Wirtschaftspolitik und die Bekämpfung der Korruption. Die kleinbäuerlichen Bewegungen hofften darauf, dass die Landwirtschaftspolitik einen größeren Stellenwert bekäme und Castro nach den längst abgebrochenen Agrarreformen der 1960er und 1970er Jahre einen neuen Anlauf für eine gerechtere Bodenverteilung nehmen würde. Wenngleich die kleinbäuerliche Bewegung in Honduras gut organisiert ist, konnte sie bisher aber keine neue Agrarreform durchsetzen. In der Landwirtschaftspolitik sind Großgrundbesitzer:innen nach wie vor einflussreich. Die politischen Kräfteverhältnisse haben sich zwar zugunsten einer Agrarreform verschoben, die Opposition ist jedoch noch immer stark genug, um Fortschritte im Kongress zu blockieren. Die für die Umsetzung einer progressiven Landwirtschaftspolitik zuständigen Institutionen bleiben zudem unterfinanziert.
Tobias Lambert Pořadí knih




- 2024
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Eine der bedeutendsten Agrarreformen Lateinamerikas fand ab 1953 in Bolivien statt. Diese brachte wichtige Fortschritte für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, führte letztlich aber vor allem zu einer kapitalistischen Modernisierung des Agrarsektors im Osten des Landes. Während sich im westlichen Hochland stark parzellierte Minifundien etablierten, die vorwiegend der Subsistenzwirtschaft dienen, blieb das Latifundium im östlichen und südlichen Tiefland intakt. Bis heute befindet sich dort das Zentrum der industrialisierten Landwirtschaft Boliviens. Unter dem ersten indigenen Präsidenten des Landes, Evo Morales und seiner regierenden „Bewegung zum Sozialismus“ (MAS), spielten die Bodenverteilung und Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft ab 2006 wieder eine größere Rolle. Die eklatanten Unterschiede zwischen exportorientiertem Agrobusiness im Tiefland und Subsistenzwirtschaft im Hochland blieben jedoch auch unter den MAS-Regierungen bestehen.
- 2024
Die Analyse beleuchtet die Ursachen für den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Niedergang Venezuelas nach dem Tod von Hugo Chávez und dem Rückgang der Erdölpreise. Lambert geht über die gängige Polarisierung von Schuldzuweisungen hinaus und untersucht die autoritären Tendenzen, die bereits während Chávez' Regierungszeit ab 1999 entstanden sind. Er analysiert die Politik von Nicolás Maduro, seinen Umgang mit der Opposition und die Privatisierungspolitik. Zudem wird die Zukunft des "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" hinterfragt und eine Analyse der Präsidentschaftswahl 2024 angekündigt.
- 2023
Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat die Abhängigkeit westlicher Staaten von russischen Energielieferungen verstärkt in Frage gestellt. Die Suche nach neuen Rohstoffquellen in Lateinamerika führt zu einem neuen Rohstoffboom. Die Studie untersucht die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in Kolumbien, Venezuela und bei Wasserstoffprojekten.