Irrlichttiraden
Gedichte
Die Gedichte streben nach Kommunikation: mit Geistern, Maschinen und dir. Sie thematisieren vermisste Verstorbene und die Düfte von schlafenden Kindern. Sie enthalten sowohl Beschimpfungen als auch Elternabendvokabular. Die Gedichte zeigen Bibliothekarinnen auf der Jagd, Könige mit tropfenden Krokodilen, Fickgelegenheiten, einen Erbsenkoch im Ultrawahn und Blumenmasken. Sie nehmen Worte auf, die in anderen Gedichten keinen Platz finden, wie das Wort Saugglockenaubergine für den Kopf eines Neugeborenen. Sie integrieren Begriffe, die auf Facebook als hässlich gelten, und empfinden das als wunderbar. Plötzlich wird ihr Wunsch von einem Martinshorn unterbrochen. Die Gedichte halten sich die Ohren zu und hoffen, dass ein Altenpfleger, der sie kennt, sie in Zeiten der Traurigkeit lesen kann. Sie stehen an einer roten Ampel, flüstern in ein Smartphone und schreien dann. Die Gedichte wollen belächelt werden und haben sich von vielen früheren Sorgen gelöst. Sie lehnen es ab, beschnitten zu werden. Die Gedichte sind vielleicht eine Hecke, aber nicht aus Buchsbaum. Sie enthalten Kalauer wie geflüchtete Kanarienvögel. Sie sind kein striktes Gebilde, sondern ein lebendiger Körper, der aus dem Leim geht. Die Gedichte wollen im Körper bleiben, der mit ihnen zerfällt, und streben nach Wachstum in Tiraden.
