„Meine masurische Großmutter konnte ich nicht kennen, weil sie im Januar 1945 erschossen wurde. Ich habe nie ein Foto gesehen, lange wusste ich nicht einmal ihen Vornamen. Es gibt keinen Kirchenbucheintrag, keinen Grabstein. Es ist, als hätte es sie nicht gegeben.“ Minna ist eine junge masurische Landarbeiterin, die den anderen hochmütig erscheint, weil sie davon träumt, der Enge des Dorflebens zu entkommen. Eines Tages, noch vor dem Krieg, lernt sie auf einem ihrer Streifzüge durch die Wälder den Vogelkundler Gwidon kennen. Er ist polnisch, katholisch und verheiratet. Trotzdem üben die beiden aufeinander eine immer stärker werdende Faszination aus. Um dauerhaft in seiner Nähe zu sein, zieht Minna schließlich nach Allenstein, wo Gwidon lebt, und nimmt eine Stelle als Kindermädchen an. Wieder beginnen die beiden, sich heimlich zu treffen: in verlassenen Gärten am wilden Ufer der Alle. Sie begeben sich dabei in große Gefahr, denn die Liebe zwischen einer Deutschen und einem Polen ist zu diesen Zeiten unmöglich. Anna Kaleri erzählt eine Liebesgeschichte, wie sie sich zugetragen haben könnte. Sie beleuchtet damit ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und erschafft zugleich eine berührende Romanfigur.
Anna Kaleri Knihy



Anna Kaleris Geschichten über Männer beginnen mit dem Satz: »Es gibt diesen Mann.« Dieser Mann ist ein komplexes Wesen, das Katholik ist und in Großstädten lebt. Die Frauen in den Geschichten sind modern, wünschen sich jedoch einen anderen Mann, der weniger selbstsicher und nicht so abgründig ist. Dennoch suchen sie die Liebe. Ein beeindruckendes Debüt.
Hochleben
- 134 stránek
- 5 hodin čtení
Eine junge, kokette Kompositionsstudentin steigt ins Auto und verlässt die Stadt, um dem kreativen Tief in der Endphase ihres Diploms zu entfliehen. Die Reise führt ins malerische Hochleben. Doch der Ort hat seine Tücken. Nachdem die junge Frau eben noch frisch und fröhlich in den naturgewaltigen, winterlichen Harz gefahren ist, wacht sie im Krankenhaus wieder auf: Der berühmtberüchtigte Obstbaum am Ortseingang stand im Weg, sie hat sich das Bein gebrochen und sitzt fest. Ironisch betrachtet sie nicht nur die Männerwelt, sondern auch die Umtriebe in Hochleben, das ihr märchenhaft-grotesk erscheint. Eifrig ist man bemüht, auf die neu-westliche Höhe touristischer Kurortstandards zu gelangen, und mehr als einmal versucht ein 'Prinz', das ehemalige Schlossgut seiner Familie wieder in Besitz zu nehmen. Aber nicht nur skurrile, auch dunkle Figuren bevölkern den vermeintlichen Märchenwald. Einige Menschen im Ort scheinen die junge Frau zu kennen, und nach und nach wird klar, dass sie mit Hochleben mehr verbindet als nur eine lockere Liebesgeschichte. 'Hochleben' entpuppt sich als kunstvoll eingefädelter, tiefernster Roman, dessen Hauptfigur parodistische Höhenflüge unternimmt, um auf dem Boden der Tatsachen anzugelangen: einer nicht intakten Heimat, von der sie sich längst verabschiedet hatte.