Knihobot

Gaye Boralıog lu

    22. říjen 1963
    Die Frauen von Istanbul
    Der Fall Ibrahim
    Der hinkende Rhythmus
    • Eine gerade erblühende Schönheit in einem Istanbuler Roma-Viertel: ein Mädchen mit langen Haaren und einer Blume hinter dem Ohr, ein wahrer Teufelsbraten. Ihr kleiner Bruder, der Regenwürmer sammelt und in Cola-Flaschen hineinpfercht und der vor allem Tamburin spielt, den hinkenden Rhythmus, dem nicht einmal seine trotzige Schwester widerstehen kann. Ihre Mutter, laut in ihrer Freude und in ihrem Leid, sodass die Wände erzittern – nicht nur in ihrem abbruchreifen Haus, sondern im ganzen Viertel. Ihr Vater, dessen einziges Handwerk das Fröschesammeln war, damals, in seiner Heimatstadt, das ihm aber jetzt nichts mehr einbringt, weil im Froschbach der Betonmetropole keine Frösche mehr herumhüpfen, und der jetzt mit allen möglichen Drogen sich und die Nachbarschaft beglückt. Ihr Leben könnte trotz der ganzen Armut mit Tanz und Geschrei, Musik und Gelächter weiterfließen, doch eines Tages, das Mädchen verkauft gerade Blumen auf einer abgasverhangenen Straße, taucht ein schwarzer Jeep auf. Ein schöner, wilder Macho, solange man seine verzweifelte Seele noch nicht kennt. Und eine furiose Geschichte von Begehren und Rache, Leidenschaft und Mordlust nimmt ihren Lauf und lädt den Leser auf eine Reise ein, immer gefährlich an den Baugruben Istanbuls und den Abgründen unmöglicher Liebe entlang, immer begleitet von dem neun achtel Rhythmus, dem hinkenden Rhythmus des kleinen Jungen.

      Der hinkende Rhythmus
    • Ibrahim ist spurlos verschwunden. Eine Journalistin und ein Pressefotograf machen sich auf die Suche nach dem jungen Mann und verfolgen seinen Weg von seinem Heimatdorf über Antalya und Izmir bis nach Istanbul. Sie befragen 24 Verwandte, Bekannte und Freunde Ibrahims, darunter seine abergläubische Mutter, den vom Militärdienst gezeichneten Bruder, die schlaflose Geliebte, einen verrückten Haschischverkäufer, den skrupellosen Chef und einen geschwätzigen Badediener. Jeder dieser Charaktere bietet eine einzigartige Perspektive auf Ibrahim und trägt dazu bei, ein vielschichtiges Bild von ihm zu zeichnen – geprägt von Widersprüchen und den Emotionen der Erzählenden. Ibrahim erscheint sowohl als Unschuldslamm als auch als giftige Schlange, seine Darstellung variiert je nach Befragtem. Die Grenzen zwischen Lüge und Wahrheit, richtig und falsch verschwimmen in den Schilderungen der Menschen um ihn herum. Die Wahrheit bleibt verborgen, und die Recherche der Journalistin führt ins Nichts; ihre Ergebnisse werden nicht veröffentlicht. Was bleibt, ist ein Dossier mit 24 Reportagen und Fotografien, das zwar keine Klarheit über den Vermissten bringt, aber ein eindringliches Porträt einer von paternalistischen Ideologien, Gewalt und Missbrauch geprägten Gesellschaft liefert.

      Der Fall Ibrahim
    • Istanbul ist ein Zentrum für Handel, Finanzen, Medien und Kultur, doch hinter Hochhäusern und Moscheen pulsiert das Herz einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Frauen täglich ihren Platz behaupten müssen. Die Köchin trägt Verantwortung für den perfekten Reis, während die Schneiderin beim Nähen von ihren Träumen abgelenkt wird. Die Demonstrantin kämpft gegen das Establishment, und die Toilettenfrau flüchtet in Kinobilder. Eine Tante wird zur Mörderin, und eine Verkäuferin gesteht plötzlich ihre Homosexualität. Diese Frauen leben in einem gefährlichen politischen System, geprägt von Träumen, Wünschen und Lügen. Mit schwarzen Wimpern und großen Mandelaugen sind sie erfinderisch, um zu überleben – ein Prozess, der seinen Preis hat, bis zum Tod. Gaye Boralıoğlu, eine der bekanntesten türkischen Autorinnen, beleuchtet die islamisch-konservative Herrschaft und gewährt Einblicke in eine unbekannte Gesellschaft. Ihre Erzählungen zeigen Frauen, die zwischen dem Streben nach Freiheit und den kulturellen Normen ihres Landes gefangen sind. Diese Geschichten wecken Mut und Vertrauen, aber auch Trauer und Wut. Sie erzählen von einer Stadt, in der Frauen leben, lieben, sterben und unermüdlich nach ihren Rechten streben.

      Die Frauen von Istanbul