Der Glaube an den biblisch offenbarten Gott erfordert einen betenden Ausdruck, der durch Klage, Lob, Dank und Bitte geprägt ist. Dies wird in den Psalmen 15 bis 24 und im Vaterunser deutlich. Klage, Lob, Bitte und Dank erscheinen in spezifischen Formen: Die Klage ist mit der Bitte verknüpft, um den Betern aus ihrem Klagen zur Bitte zu verhelfen. Klage und Lob beziehen sich auf die Erfahrung der Gegenwart Gottes; die Klage misst diese Erfahrung und fordert Gott auf, sein Versprechen zu halten, während das Lob die freudige Erfahrung der lebendigen Gegenwart Gottes bejaht. Dank ist eine Form des Lobes, die sich auf vergangene Erfahrungen mit Gott bezieht. Die Beziehung zwischen Dank und Bitte ist anders: Während die Bitte auf Gottes zukünftige Zuwendung vertraut, reflektiert der Dank vergangenes vertrauensstärkendes Handeln Gottes. Das Vaterunser verschiebt den Gebetsbegriff, indem es die Bitte ins Zentrum stellt. Es wird deutlich, dass die Verbindung von Bitte und Lob für das biblische Verständnis des Gebets zentral ist. Um diese Beziehung zu klären, werden die theologischen Vorstellungen von Johannes Calvin und Karl Barth untersucht. Calvin hebt das Lob als Zweck hervor, dem auch die Bitte dient, während Barth die Bitte als Ausdruck der Gotteskindschaft betont.
