Willy Haas und das Feuilleton der Tageszeitung "Die Welt"
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Willy Haas ist bekannt als Herausgeber der „Literarischen Welt“ in den 20er Jahren, doch seine Arbeit für die „Welt“ nach seiner Rückkehr aus dem indischen Exil 1946 wurde von der Forschung weitgehend ignoriert. Das Buch untersucht das Vorurteil, Haas habe in der Nachkriegszeit kaum Einfluss auf Literatur und Journalismus genommen. Zahlreiche Weggefährten wie Marcel Reich-Ranicki, Ernst Cramer und Joachim Kaiser kommen zu Wort, ebenso die Neugründer der „Literarischen Welt“ 1998 im Axel Springer Verlag. Die Geschichte der „Welt“ wird anschaulich nachgezeichnet, beginnend als von den Briten in Hamburg gegründete Zonenzeitung, in der Haas als Autor, Controller und Redakteur tätig war. Als Urgestein des Literaturbetriebs förderte er Schriftsteller wie Siegfried Lenz und war ein Vorbild für viele. In seinen zwischen 1946 und 1973 im „Welt“-Feuilleton erschienenen Artikeln kämpfte Haas gegen die Bequemlichkeiten des Wirtschaftswunderlandes und für eine offene Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Seine bevorzugten Gattungen waren Kommentar, Glosse und Kritik, in denen er zur kritischen Selbstreflexion aufrief. Diffuse Harmonie war ihm zuwider; er betonte, dass eine Zeitung lebendig sei, wenn sie „echte Freunde und absolute Feinde“ habe. Die Autorin Christina Prüver ist Fernsehredakteurin und promovierte 2007 an der Humboldt Universität Berlin.
