Monumente (in) der Region
Denkmäler als Zeugnisse städtischer Erinnerungskultur in Sachsen (1871-1914)
Denkmäler als Zeugnisse städtischer Erinnerungskultur in Sachsen (1871-1914)
Stadtentwicklung, bürgerliche Öffentlichkeit und symbolische Repräsentation in Plauen (1880-1933)
Der vogtländische Zentralort Plauen erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen beschleunigten Wachstums- und Modernisierungsprozess. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der Stickerei- und Spitzenindustrie und zählte zu den am stärksten wachsenden Städten im Königreich Sachsen. Die schwere Krise der Textilindustrie nach 1912, die Erschütterungen des Ersten Weltkrieges sowie die politische und wirtschaftliche Instabilität der Weimarer Republik stellten einen deutlichen Kontrast zu diesem Aufschwung dar. Der Weg zur Großstadt war widersprüchlich und konfliktbeladen, was die bürgerliche Öffentlichkeit vor große Herausforderungen stellte. Die Studie zeigt, dass neben der baulichen Entwicklung und der Schaffung einer großstädtischen Infrastruktur auch der Diskurs um Plauen als Großstadt, die Ausstattung des öffentlichen Raumes mit Symbolen bürgerlichen Geltungsbewusstseins und die Definition plausibler Selbstbilder entscheidend waren. In der Rekonstruktion dieser kulturellen Repräsentation wird der Entwurf des Städtischen in der klassischen Moderne sichtbar, der auch in anderen wachsenden Städten verhandelt wurde. Im Wechselspiel von Aufstieg und Krise offenbaren sich diskursive und mentale Strukturen, die bis heute nachwirken.
Zwei Entwicklungen prägten die ländliche Gesellschaft in Sachsen nachhaltig und führten zu tiefgreifenden Veränderungen in der Nachkriegszeit: die Bodenreform sowie der Zustrom und die Ansiedlung von etwa einer Million Flüchtlingen und Vertriebenen. Die meisten »Umsiedler« wurden im ländlichen Raum angesiedelt, wo die Versorgung mit Wohnraum, Lebensmitteln und Arbeitsmöglichkeiten eher gewährleistet werden konnte als in den kriegszerstörten Städten. Infolge der Enteignung und Umverteilung von Land, Gebäuden und Inventar entstanden allein in Sachsen etwa 18.000 Neubauernstellen, 40 Prozent davon wurden an »Umsiedler« vergeben. Die Neubauernfamilien trugen maßgeblich zum Wiederaufbau und zur Umgestaltung der Gesellschaft bei. Der Band rückt diese Familien und den Alltag im ländlichen Milieu in den Mittelpunkt, da sich hier der gesellschaftliche Wandel in der Nachkriegszeit besonders deutlich ablesen lässt. Die einzelnen Beiträge beleuchten das Themenspektrum um Flucht, Vertreibung und Neuanfang in unterschiedlichen Perspektiven: in mündlichen Erzählungen, amtlichen Dokumenten, Literatur und landwirtschaftlichen Zeitschriften. Hierbei entsteht ein Bild, das erstmals im Detail die Schwierigkeiten und Konflikte, aber auch die Hoffnungen und Chancen sowie das Bedürfnis nach Normalität und Stabilität aufzeigt, die mit dem Neubeginn auf dem Land unter sozialistischen Vorzeichen einhergingen.
Die Urlaubszeit spielt in den Biografien der Spätmoderne eine zentrale Rolle, was sich in Erinnerungen an Urlaubsfahrten und Erzählungen über Erlebtes zeigt. Anekdoten über Pannen, liegengebliebene Autos, verdorbenes Hotelessen und überraschende Begegnungen werden oft erzählt. Diese außergewöhnlichen Erlebnisse finden ihren Platz in schriftlichen Urlaubsberichten und Fotoalben. Gleichzeitig reflektieren diese Berichte den gesellschaftlichen Kontext, in dem der Urlaub stattfindet. Ein Schreibaufruf des Lebensgeschichtlichen Archivs des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde im Herbst 2008 hatte das Ziel, Urlaubserinnerungen aus der DDR-Zeit zu sammeln und auszuwerten. Dabei wurden Anpassungsstrategien an die Grenzen und Gestaltungsmöglichkeiten des Urlaubs unter realsozialistischen Bedingungen untersucht. Der Band bietet einen Überblick über die Vielfalt der organisierten und nicht-organisierten Urlaubsformen. Es wird untersucht, wohin man fuhr, welche Erwartungen man hatte, wie man seine Freizeit gestaltete und welche Menschen man traf. Zudem wird beleuchtet, wie heute über diese Urlaubserfahrungen geschrieben und gesprochen wird. Anhand der Auswertung des Schreibaufrufs werden zentrale biografische Erfahrungen von Menschen im gesellschaftsspezifischen Kontext erhellt und kulturanalytisch gedeutet.
Diese volkskundliche Studie erweitert das vorherrschende Bild von der betrieblichen Arbeit im Realsozialismus am Beispiel der Zwickauer Automobilindustrie seit 1945. Aufbauend auf den Erinnerungen ehemaliger Beschäftigter des VEB Sachsenring, Hersteller des legendären „Trabi“, sowie auf einer Fülle von Archivmaterialien werden die innerbetrieblichen Differenzierungen und die Konstituierung von Lebenswelten ebenso rekonstruiert wie das Verhältnis der Betriebsangehörigen zu Macht und Herrschaft, zu Kollegialität und betrieblicher Identität. Ausführlich wird die posttransformatorische Sichtweise von Beteiligten vorgestellt und damit ein subjektzentrierter, aus der unmittelbaren Erfahrung abgeleiteter Zugang zum Thema gewonnen. Hieraus erschließt sich die Spezifik der realsozialistischen Arbeitswelt, ihrer lebensweltlichen Ausprägungen und ihrer kulturellen Bedeutungen ebenso wie der heutige Diskurs über das Erbe der DDR-Arbeitswelt.