Traugott Jähnichen Knihy






Der evangelische Glaube soll sich im Alltag der Welt bewähren. Luther hat in Abgrenzung zu jedem monastischen Ideal - so das klassische Urteil Wilhelm Diltheys - ein menschlich volles Ideal proklamiert, welches die ganze menschliche Lebendigkeit in das religiöse Verhältnis aufnimmt und in ihm zur christlichen Vollkommenheit erhebt. Obwohl Luthers Wirkung sowohl auf die individuelle Lebensführung als auch auf die gesellschaftlichen Ordnungen unbestritten ist, kommt ihm für die protestantische Ethik eine eher geringe Bedeutung zu. Seit der Reformationszeit warf man ihm immer wieder vor, dass seine Theologie letztlich die Ethik überflüssig mache. Luther habe das Gewicht so sehr auf den Glauben gelegt, dass alle Werke und Leistungen des Menschen ohne Bedeutung zu sein scheinen. Demgegenüber zeigt dieser Band, dass sich die Grundstrukturen, die Umrisse und die Arbeitsweise seiner Ethik deutlich konturieren und exemplarisch auf heutige ethische Diskurse anwenden lassen. Luther war Schrifttheologe in dezidiertem Sinn. Daher begleitet die angemessene Rezeption und theologische Verarbeitung biblischer Normen sowie die Auseinandersetzung mit ihrer missbräuchlichen Verwendung die theologische Entfaltung seiner normativen Begründungen. Ethik ist insofern stets Teil einer Hermeneutik der biblischen Orientierungen. Sie lässt sich nicht in ein Schema von Prinzipien fassen. Luthers Ethik ist vielmehr als eine inventionale Ethik zu verstehen, die aus ihrem religiösen Selbstverständnis heraus schöpferisch mit vorgegebenen Normen umgeht wie auch neue Normen entwickelt.
Wirtschaftsethik 4.0
Der digitale Wandel als wirtschaftsethische Herausforderung
In der Wirtschaftsgeschichte waren es immer wieder innovative Schlüsseltechnologien, die neue Phasen des Wirtschaftens, Arbeitens und Lebens der Menschen vorantrieben. Heute ist es die Digitalisierung als eine "Querschnittstechnologie", die ähnlich wie vor mehr als 100 Jahren der elektrische Strom alle Lebensbereiche durchdringt. Neben den Wohlfahrtsgewinnen und einer Verbesserung der Lebensqualität auf Grund dieser technischen und wirtschaftlichen Wandlungsprozesse sind auch Risiken zu bedenken, die eine aktive Gestaltung erforderlich machen: Die Konsequenzen dieser grundlegenden Veränderungen der Wirtschaft (Wirtschaft 4.0) für die Arbeitswelt, Verbraucher, Entwicklungs- und Schwellenländer sowie die Umwelt stellen sozialethische Herausforderungen dar, die in diesem Band in ökumenischer Perspektive von einem römisch-katholischen und einem evangelischen Sozialethiker diskutiert werden
Dietrich Bonhoeffer. This volume is the documentation of a workshop at the Dietrich Bonhoeffer Centre for Public Theolog
Back cover: Wer nach globalen Wirkungen der Reformation fragt, kann sie nur im Plural finden. Die von Wittenberg ausgegangene reformatorische Bewegung hat rasch ein theologisch vielgestaltiges Profil angenommen, das außer den Reformierten auch das bunte Spektrum protestantischer Freikirchen einschließt. Zur Vielfalt der Weltwirkungen des Protestantismus gehört zudem, dass er unter sehr unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen existiert und in seinen sozialethischen und politischen Optionen ein heterogenes Bild bietet. Die Beiträge zum Schwerpunktthema dieses Bandes beleuchten die weltweit disparaten Profile und Probleme des Protestantismus, seine Prägungen und Wirkungen in gesellschaftspolitischer Hinsicht, aber auch die ihn kennzeichnenden Wechselwirkungen von Evangelisierung der Kultur und Inkulturation des Evangeliums am Beispiel ausgewählter Länder und Regionen
Back cover: Im Mittelpunkt der Wittenberger Reformation 1517, deren 500. Geburtstag 2017 gefeiert wird, steht die Entdeckung der bedingungslosen Rechtfertigung des Sünders durch Gottes Gnadenhandeln, die den Grund legt für die Freiheit des Menschen zur Liebe. Damals zweifellos zwar eine geistliche Innovation ersten Ranges – jedoch mit unmittelbaren kulturellen, politischen und ökonomischen Folgen, die bis heute Wirkungen zeitigen. Also: Rechtfertigung – ganz und gar nicht folgenlos? Blickt man allerdings näher auf das, worum es mit der Vorstellung der Rechtfertigung geht, stellt sich auch beträchtlicher Diskussionsbedarf ein, denn es ist ganz und gar nicht klar, womit man es denn genau zu tun bekommt. Entsprechend fragt dieser Band danach, was das denn sei: Rechtfertigung – und problematisiert ihre Verklärungen. Er eruiert ihre Folgen für die Diskussion der Menschenrechte, modernisiert die Zwei-Reiche-Lehre, untersucht ihre Zusammenhänge mit dem Kapitalismus, einem verantwortlichen ökonomischen Handeln und der Kultur des Alltags – fragt nach der Verbindung mit der Diskussion um Nachhaltigkeit ebenso wie nach den Folgen für den homo patiens im Sozialraum.
Orientierung in Fragen der Nachhaltigkeit und der ökologischen Verantwortung Im Protestantismus wird Fragen der Nachhaltigkeit und der ökologischen Verantwortung besonderes Gewicht zugemessen. Die Wahrnehmung der einzelnen hiermit verbundenen Problemlagen im ökumenischen Kontext wirkt zwar schon seit Längerem auf protestantisches Denken und Handeln ein und evangelische Christinnen und Christen tragen in zivilgesellschaftlichen Kontexten in pluraler Weise zur öffentlichen Meinungsbildung bei. Dennoch besteht im evangelischen Raum noch erheblicher theologischer und sozialethischer Reflexionsbedarf in diesen Fragen. Der vorliegende Band enthält Grundsatzbeiträge in interdisziplinärer Perspektive, die die Nachhaltigkeitsfragen aus theologisch-ethischer, ökonomischer, politischer und wissenschaftstheoretischer Sicht beleuchten. Zudem enthält er Einschätzungen aus Sicht konkreter zivilgesellschaftlicher und politischer Akteurinnen und Akteure, zu denen kirchliche Organe, politische Instanzen und Wirtschaftsverbände zählen. Damit bietet er Orientierung in einer ebenso herausfordernden wie zukunftsentscheidenden Fragestellung.
Religiöse Pluralisierung
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In den vergangenen Jahrzehnten hat die religiöse und kulturelle Vielfalt in Deutschland zugenommen und als gesellschaftspolitisches Thema an Gewicht gewonnen. Im Hintergrund stehen globale Wanderungsbewegungen ebenso wie eine generell fortschreitende Ausdifferenzierung von Lebenslagen. Diese Entwicklungen stellen auch die öffentliche Organisation sozialer Wohlfahrt vor Herausforderungen, eröffnen aber auch neue Möglichkeiten. Im Besonderen gilt das für konfessionelle Wohlfahrtsverbände wie Diakonie und Caritas, die sich auf ein christliches Wertefundament berufen, das nunmehr mit den Realitäten moderner Einwanderungsgesellschaften und den Tendenzen wohlfahrtsstaatlichen Wandels in Einklang gebracht werden muss.
Dritter Weg?
Arbeitsbeziehungen in Kirche und Diakonie
Auf dem Prüfstand: die »Arbeitswelt« in den kirchlichen und diakonischen Einrichtungen Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind von den Kirchen und der Diakonie in erheblicher Weise reguläre Beschäftigungsverhältnisse geschaffen worden. Gegenwärtig arbeiten rund 200.000 Menschen bei den evange-lischen Landeskirchen und ihren Gemeinden sowie knapp über 400.000 Menschen im Bereich der evangelischen Diakonie. Damit liegt ein wesentlicher Teil der »Welt der Arbeit« in der unmittelbaren Verantwortung der Kirchen, den sie dem eigenen Anspruch gemäß vorbildlich gestalten wollen. Das Leitbild für die Gestaltung der Arbeitsbeziehungen ist die »Dienstgemeinschaft«, die meisten Landeskirchen und diakonischen Einrichtungen regeln die konkreten Arbeitsbedingungen in Abgrenzung zum allgemeinen Tarifrecht im Rahmen des sog. »Dritten Weges«. Dieses Modell sowie die »Arbeitswelt« in den kirchlichen und diakonischen Einrichtungen sind in jüngster Zeit Gegenstand juristischer Auseinanderset-zungen sowie kontroverser medialer Debatten geworden. In dem vorliegenden Band werden die kirchlichen und diakonischen Arbeitsbeziehungen, ihre rechtliche Ausgestaltung sowie das Leitbild der »Dienstgemeinschaft« auf den Prüfstand gestellt.
Grundprinzipien für die Gestaltung eines ›sozialen Europa‹ Nach innen heterogen, konfrontiert mit den Folgen einer massiven Finanz- und Schuldenkrise und gekennzeichnet von zunehmender sozialer Ungleichheit, nach außen hart gegen Flüchtlinge und Migranten und auf den Schutz der eigenen ökonomischen Interessen bedacht, scheint die Europäische Union von der Idee eines ›sozialen Europa‹ weit entfernt. Gleichwohl ist das Projekt einer europäischen Einigung fest mit der Vorstellung eines ›europäischen Sozialmodells‹ verbunden, in dem die verlässliche soziale Absicherung der Menschen in Europa hohe Priorität genießt, auch wenn über die Form der Umsetzung intensiv gestritten wird. Im europäischen sozialen Protestantismus, der die wohlfahrtsstaatlichen Kulturen Europas in vielfältiger Weise geprägt hat, wird die Frage nach Möglichkeit und Gestalt einer möglichst effektiven, effizienten und gerechten sozialen Absicherung im europäischen Kontext in unterschiedlicher Weise diskutiert. Der Band informiert über institutionell-politische Strukturen, soziale Problemkonstellationen, ökonomische und politische Optionen und sozialethische Grundprinzipien für die Gestaltung eines ›sozialen Europa‹ und bietet Diskussionsstände aus vielfältigen Perspektiven des europäischen Protestantismus.