Sechs Spaziergänge durch die Mitte des alten Berlin. Das Panorama einer spannungsreichen Epoche Berliner Kulturgeschichte bis in die heutige Zeit (1. Aufl. 2002) nun in einer überarbeiteten und aktualisierten Neuausgabe.
Als einziges historisches Stadtquartier Berlins, das weitgehend geschlossen erhalten geblieben ist und mit Bauten wie der Sophienkirche, der Neuen Synagoge oder den Hackeschen Höfen auf mehr als drei Jahrhunderte Berliner Architektur- und Baugeschichte verweisen kann, stellt die Spandauer Vorstadt mitsamt dem Scheunenviertel einen Glücksfall dar. Seit den 1990er Jahren hat sich die Gegend rund um den Hackeschen Markt und den Rosa-Luxemburg-Platz außerdem zum angesagten Ort des Kultur- und Nachtlebens im Zentrum der Bundeshauptstadt entwickelt. Wolfgang Feyerabend, Thomas Raschke und Veit Stiller spüren der Geschichte und Gegenwart des Gebietes nach, das heute zum unverzichtbaren Bestandteil eines jeden Berlin-Besuches gehört.
Nach dem Willen König Friedrichs II. entstand ab 1752 vor dem Rosenthaler und dem Hamburger Tor eine Siedlung für Handwerker aus dem Voigtland, die zum Ausbau der Residenzstadt nach Berlin geholt worden waren. Zwischen Tor- und Invalidenstraße wurden Brunnen-, Acker-, Berg- und zuletzt die Gartenstraße angelegt. Anfangs Neu-Voigtland genannt, erhielt das Quartier später den offiziellen Namen Rosenthaler Vorstadt. Mehrere Gründe führten dazu, dass sich das privilegierte Viertel nur wenige Jahrzehnte nach seiner Entstehung zu einer Armenkolonie entwickelte. Im 19. Jahrhundert bis Gesundbrunnen einerseits sowie Schwedter und Choriner Straße andererseits erweitert, blieb die Gegend jedoch weiterhin ein sozialer Brennpunkt. Nach dem Mauerbau 1961 geteilt, gehörten die Straßenzüge nördlich der Bernauer Straße zu Westberlin, die südlich gelegenen zu Ostberlin. Mauergedenkstätte und Versöhnungskapelle erinnern heute an dieses schmerzliche Kapitel. Der Mauerfall von 1989 brachte nicht nur den historischen Namen des Stadtteils wieder ins Gespräch, sondern eröffnete ihm auch eine neue Perspektive. Längst gehört die Rosenthaler Vorstadt zu den gefragten Wohnvierteln der Bundeshauptstadt, in der sich darüber hinaus zahlreiche Startup-Unternehmen, Kunstgalerien und Kreative angesiedelt haben.
Berlins Hoflandschaften sind einzigartig. Keine andere deutsche Stadt hat eine solche Vielfalt davon vorzuweisen. Die Palette reicht von Vorstadthöfen des 18. Jahrhunderts mit ehemaligen Remisen, Werkstätten und Stallungen über Hofanlagen aus dem frühen 19. Jahrhundert, derer sich die einsetzende Industrialisierung bemächtigte, bis hin zur schier unüberschaubaren Zahl gründerzeitlicher Mietskasernen mit drei, vier Höfen und ihren seinerzeit zu Recht beklagten Wohnverhältnissen. Noch vor dem Ersten Weltkrieg begann ein Umdenken unter Bauherren und Architekten. Riehmers Hofgarten oder die Hackeschen Höfe entstanden, die freilich eine besserverdienende Klientel im Auge hatten. Für eine Mehrheit blieb der düstere Hinterhof Realität. Jahrzehntelange gesellschaftliche Diskussion führte 1925 schließlich zu einer neuen Bauordnung, die es untersagte, „Hinterwohngebäude und selbständige Wohnungen in Seiten-, Mittel- und Querflügeln“ zu errichten. Das Ende der Berliner Höfe bedeutete dies nicht. Autor Wolfgang Feyerabend, seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Thema befasst, zeichnet anhand bekannter, aber auch gänzlich unbekannter Beispiele die Geschichte der Berliner Höfe nach, die sich als Refugium im hektischen und lärmenden Großstadtraum heute mehr denn je des Zuspruchs erfreuen.
Berliner und Besucher der Bundeshauptstadt kennen die Gebäude am Schiffbauerdamm, Ecke Albrechtstraße, in denen mehrere Restaurants, darunter die 'Ständige Vertretung', ihren Sitz haben und in deren Hof Tom Tykwer seinen Film 'Lola rennt' drehte. Aber wohl nur wenige wissen, dass diese Wohn- und Geschäftshäuser gegenüber dem Bahnhof Friedrichstraße der Koepjohann’schen Stiftung gehören und die Gewinne aus den Mieteinnahmen noch immer sozialen Zwecken zugute kommen. Die Koepjohann’sche Stiftung ist eine der ältesten privaten Wohlfahrtseinrichtungen Berlins und wurde 1792 von dem Schiffbaumeister Johann Friedrich Koepjohann zur Unterstützung bedürftiger Witwen und Waisen aus der Verwandtschaft wie auch solcher aus der Spandauer Vorstadt begründet. Wolfgang Feyerabend zeichnet mit seinem Buch erstmals die bislang nur in Umrissen bekannte Biografie Koepjohanns sowie die wechselvollen Geschicke des Armen-Instituts von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis hin zur modernen karitativen Stiftung der Gegenwart nach. Aus ungewöhnlicher Perspektive entsteht dabei zugleich ein Panorama preußisch-deutscher Geschichte.
Wolfgang Feyerabend präsentiert in diesem handlichen Band einen einzigartigen literarischen Führer. Von A wie Alexanderplatz bis Z wie Zoologischer Garten werden Straßen, Plätze und Häuser vorgestellt, die in Romane, Erzählungen, Briefe und Lebenserinnerungen Eingang gefunden haben. Rund 100 Orte und Texte werden beleuchtet, darunter Werke von E. T. A. Hoffmann, Bettina von Arnim, Theodor Fontane, Heinrich Mann, Alfred Döblin bis hin zu Christa Wolf, Sven Regener und Julia Franck. Alle Autoren kommen in Zitaten zu Wort, während biographische und stadtgeschichtliche Zusammenhänge anschaulich erläutert werden. Das Ergebnis ist ein informatives und unterhaltsames Nachschlagewerk, das auch ungewöhnliche Fragen zum literarischen Berlin beantwortet. Zwei Stadtpläne, Hinweise zu S- und U-Bahnverbindungen sowie Tipps für Einkehr und Besichtigungen machen das Werk zu einem praktischen Begleiter für Entdeckungsreisen durch die literarische Geschichte der Stadt.
Berlin ist eine der interessantesten Städte Europas und erlebt momentan einen regelrechten Tourismus-Boom. Der Berlinkenner und ›Insider‹ Wolfgang Feyerabend folgt auf seiner literarischen Entdeckungsreise den Spuren zahlreicher Autoren, von Lessing und Voltaire über Fontane bis Günter Grass, Monika Maron und Thomas Brussig. Er beschreibt berühmte Sehenswürdigkeiten und stille Winkel, literarische Schauplätze, Künstlertreffs und Literatencafés, Freundschaften und Animositäten. Folgen Sie Wolfgang Feyerabend auf zehn Spaziergängen durch das literarische Berlin von der historischen Stadtmitte zum Prenzlauer Berg, nach Kreuzberg, Schöneberg, Friedenau, Charlottenburg und Wilmersdorf.