Kamel Daoud, uznávaný alžírský autor a novinář, se ve své literární tvorbě zabývá postkoloniálními realitami a střetem kultur. Jeho díla, silně ovlivněná klasikou, provokují k zamyšlení nad historickými slepotami, spravedlností a uznáním odlišnosti v postkoloniálním světě. Daoudův jedinečný hlas a svoboda psaní z něj činí významného představitele současné africké literatury.
Více než sedmdesát let po slavném Camusově Cizinci slaví v řadě zemí úspěch Kámil Daúd s románem Meursault, přešetření. Převrací v něm příběh Cizince, který v koloniálním Alžírsku coby běloch jménem Meursault zabije bez zjevného důvodu Araba. V Daúdově díle je to právě naopak: Arab zabíjí bělocha. Díky literárním kvalitám a aktuálnímu tématu se román dostal mezi čtyři finalisty Goncourtovy ceny. Kontroverzní dílo vyvolalo i negativní odezvu – v rodném Alžírsku byla na autora vyhlášena fatva.
This novel blends elements of fable, parable, and personal confession, exploring the vital role of fiction in human experience. It celebrates the liberation that comes from embracing a new language, allowing for a departure from traditional storytelling. Through its narrative, the book reflects on the power of words and the transformative impact of adopting a different linguistic and cultural perspective.
Extrait de Gibrïl au kérosène, une des quatre nouvelles de ce recueil qui chacune claque comme un uppercut, ce constat donne le ton de la prose de Kamel Daoud. Un chauffeur de taxi, dans un hallucinant soliloque, met en garde ses passagers contre Alger. Un militaire fou d'aviation attend en vain que quelqu'un, à la foire internationale où il l'expose, s'intéresse au prototype qu'il a quasiment construit de ses mains. Un marathonien court sans fin dans le stade des Jeux olympiques d'Athènes. Un écrivain fantôme outrepasse son rôle. Perdus dans le labyrinthe de leurs obsessions, ces héros abandonnés poursuivent inlassablement leur quête. Dans un pays qui leur échappe, leurs cheminements erratiques sonnent pourtant comme autant de promesses de révolte. Avec ce petit livre percutant et inspiré, Kamel Daoud, qui vit et écrit dans son pays, pose clairement la question de l'identité : qu'est-ce qu'être algérien aujourd'hui ?
Ein Geschichtenerzähler, der Leben verlängern kann. In seinem zweiten Roman erforscht Kamel Daoud, der für sein Debüt »Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung« von Kritik und Publikum international gefeiert wurde, das menschliche Dasein mit den Methoden aus Tausendundeiner Nacht. Eine große Parabel über die Macht des Erzählens und des Erzählers. Ismaël, der sich selbst Zabor nennt, verliert früh seine Mutter. Der Vater verstößt ihn, Stiefmutter und Halbgeschwister wollen das Kind nicht im Haus haben. Zabor wächst bei seiner altjüngferlichen Tante und dem stummen Großvater auf. Trost und Zuflucht findet er in der Literatur, er verschlingt alles, was er in die Finger kriegen kann. Viel ist das jedoch nicht in einem algerischen Dorf, das im Süden bereits an die Sahara grenzt, und so beginnt Zabor, seine eigenen Geschichten zu schreiben und entdeckt dabei schon früh ein besonderes Talent: Er hat die Gabe, das Leben von Sterbenden zu verlängern. So lange er über die Leute schreibt, so lange hält er den Tod auf Abstand. Wenn der Arzt und das Heilige Buch nicht mehr helfen können, dann holt man Zabor. So auch, als eines Tages sein Vater im Sterben liegt. Kamel Daoud, der für sein Debüt »Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung« von Kritik und Publikum international gefeiert wurde, hat einen bildstarken und kraftvollen Roman geschrieben: Über Heimat und Familie, über die Macht der Religion und über die große Liebe zur Literatur, die alles sein kann, Unterdrückungsinstrument genauso wie Mittel zur Befreiung.
Cet homme qui soliloque dans un bar, nuit après nuit, c'est le frère de
l'Arabe tuè par un certain Meursault dans un célèbre roman du XXe siécle.
Soixante-dix ans après les faits, rage et frustration inentamées, le vieillard
rend un nom et une histoire au mort resté 'l'Arabe' jusqu'ici. Ce roman sur
les héritages qui conditionnent le présent et sur le pouvoir exceptionnel de
la littérature pour dire le réel a rencontré un succès phénoménal; il est
traduit dans une trentaine de langues.
"Je suis la véritable trace, le plus solide des indices attestant de tout ce que nous avons vécu en dix ans en Algérie. Je cache l’histoire d’une guerre entière, inscrite sur ma peau depuis que je suis enfant." Aube est une jeune Algérienne qui doit se souvenir de la guerre d’indépendance, qu’elle n’a pas vécue, et oublier la guerre civile des années 1990, qu’elle a elle-même traversée. Sa tragédie est marquée sur son corps : une cicatrice au cou et des cordes vocales détruites. Muette, elle rêve de retrouver sa voix. Son histoire, elle ne peut la raconter qu’à la fille qu’elle porte dans son ventre. Mais a-t-elle le droit de garder cette enfant ? Peut-on donner la vie quand on vous l’a presque arrachée ? Dans un pays qui a voté des lois pour punir quiconque évoque la guerre civile, Aube décide de se rendre dans son village natal, où tout a débuté, et où les morts lui répondront peut-être.
Vier Personen erheben ihre Stimme: Ein in die Jahre gekommener Taxifahrer warnt in seinem klapperigen Peugeot 504 die Fahrgäste vor der Hauptstadt, die ihm seine Illusionen geraubt hat. Ein ehemaliger Luftwaffenoffizier hat mit eigenen Händen ein Flugzeug gebaut, das er auf der internationalen Messe in Algier ausstellt, doch leider interessiert sich niemand dafür. Ein junger Algerier nimmt am 10 000-Meter-Lauf der Olympiade in Athen teil und kann nicht aufhören zu laufen. Ein Ghostwriter, der die Erinnerungen eines alten Analphabeten aufschreiben soll, fällt aus seiner Rolle und verändert den Text nach Gutdünken. Verloren im Labyrinth ihrer Obsessionen, verfolgen diese „Helden“ unermüdlich ihr Ziel. Sie kämpfen, um ihrem Dasein einen Sinn zu geben. In Daouds Erzählungen wird sichtbar, warum es in Algerien nach zehn Jahren Bürgerkrieg und weiteren zehn Jahren politischen Stillstands keinen „Frühling“ gibt wie anderswo und weshalb Zehntausende junger Männer ihr Leben riskieren, um Europa über das Mittelmeer zu erreichen.
Über Erotik und Tabus in der Kunst, in der Religion und in der Wirklichkeit
Kamel Daoud beschäftigt sich in seinem neuen Werk mit Erotik, Religion und Radikalismus, basierend auf einer Nacht im Pariser Picasso-Museum. Er bietet interessante Perspektiven, sowohl aus der Sicht des Westens als auch durch die fiktive Figur Abdellah, eines jungen Islamisten. Daoud, bekannt für seinen Bestseller, lässt sich im Museum einschließen und reflektiert über Picassos Beziehung zur Erotik, Kunst und westlicher Philosophie. Abdellah, als Produkt islamistischer Prägung, wird in seiner Gefühlswelt dargestellt, während er die westliche Darstellung von Nacktheit und Diesseitsbezogenheit betrachtet. Der Autor entwickelt aus dem Konzept der Nacktheit einen faszinierenden Text über das westliche Kunst- und Selbstverständnis sowie über die Idee der "Reinigung der Geschichte" und kulturelle Konkurrenz im arabischen Raum. Daoud erklärt, warum das westliche Kulturverständnis und das Frauenbild für einen fundamentalistisch geprägten Menschen wie Abdellah provokant erscheinen müssen. Die Gegenüberstellung der Denkweisen von Orient und Okzident – eines verschleierten Orients und eines Westens, der Nacktheit feiert – bildet die Stärke dieses Essays, in dem Daoud auch seine eigene schöpferische Tätigkeit reflektiert.