Existuje-li v kolumbijské literatuře nástupce nobelisty Gabriela Garcíi Márqueze v mimořádně přesné a úsporné práci s jazykem, je jím bezesporu Tomás González. Jeho prvotina Na počátku bylo moře pojednává o manželské dvojici J. a Eleny, kteří si přejí vymanit se z městské civilizace, žít u moře v přírodním prostředí. Za tímto životním snem se stěhují z kolumbijského velkoměsta na statek u Karibského moře. Možná je vede vzpoura proti etablované společnosti, možná ozvuk životního stylu hippies, možná chuť začít život znovu a jinak uprostřed téměř nedotčené přírody mezi pralesem a mořem. Obraz ráje však brzy začne nabývat podobu pekla. Počáteční radost z budování vystřídají finanční potíže, smutek z nekonečných zimních dešťů, Elenina neschopnost sžít se s místními lidmi i stupňující se konflikty mezi ústřední dvojicí. Zkouška životem v přírodě zesiluje povahové nedostatky obou protagonistů, jejichž původní záměry se obracejí v opak. Pod povrchem událostí narůstá skryté násilí. Latentní problémy a zlo číhají nejen v lidech, ale i v přírodě, krásné, ale přemáhající vše, včetně individuálních lidských snů a plánů. Vše spěje k neodvratné tragédii…
Tomás González Knihy
Tomás González se zaměřuje na Kolumbii, kde většina jeho literárního díla čerpá inspiraci a odehrává se. Jeho tvorba, která začala v sedmdesátých letech po studiu filozofie, se vyznačuje hlubokým zájmem o lidskou zkušenost. Prostřednictvím svých románů, povídek a poezie zkoumá témata související s kolumbijským životem a identitou. Gonzálezův psací styl je známý svou intimní a reflexivní povahou, která čtenáře vtahuje do nitra postav a jejich světů.







Die stachelige Schönheit der Welt
Erzählungen
Kurz vor Erscheinen seines fulminanten Debütromans Am Anfang war das Meer (1983) zog der kolumbianische Schriftsteller Tomás González mit seiner Frau und seinem Sohn aus ökonomischen Gründen von Bogotá in die USA und lebte zunächst drei Jahre in Miami und dann 16 Jahre in New York. 2002 kehrte er nach Kolumbien zurück. In unserer Auswahl von 13 Erzählungen wird dieser Lebensweg in gewissem Sinn literarisch nachgezeichnet. Die ersten sechs Texte spielen in den USA, die letzten sechs in Kolumbien, dazwischen das Bindeglied einer befreienden Rückkehr. Das Spektrum von González’ Themen und literarischen Mitteln ist breit. Eine nebensächliche Zeitungsmeldung in New Orleans verwandelt der Autor in die unsterbliche Story von Carola Dicksons verrückter Ausfahrt zur Rettung der Welt. In der Geschichte des demenzkranken Don Rafael und dessen Frau Jesusita beschert er uns eine spannende Variation – die Umkehrung – des Orpheus-und-Eurydike-Motivs. In anderen Texten gibt es Szenen von Beckettscher und Tschechowscher Qualität. Peter Stamm sagte über ihn: »González schreibt einen sehr trockenen, aber zugleich unglaublich atmosphärischen Stil. Die Geschichten sind dunkel, aber es ist, als leuchteten sie von innen.«
Im Werk des Romanciers Tomás González gibt es nur einen einzigen Lyrikband: Manglares (Mangroven). Es ist ein Buch, das sich mit jeder Ausgabe wandelt: Der Autor bearbeitet seine Gedichte fortwährend, nimmt einige, die ihm fremd geworden sind, heraus, fügt neue, aktuelle hinzu. So sind zwischen 1997 und 2013 in Kolumbien vier Ausgaben von Manglares erschienen. Die erste enthielt 40, die letzte 99 Gedichte. Mangroven, die erste fremdsprachige Ausgabe (Spanisch – Deutsch), ist ein eigenes Werk mit 95 zum Teil neuen Texten. Tomás González bezeichnet Mangroven als seine poetische Auto- biografie. Das Buch bringt den Leserinnen und Lesern die Dinge näher, die der Autor im Lauf seines Lebens für aufzeichnungswürdig befand und die ihn geprägt haben: Erlebnisse, Beobachtungen, Reflexionen über das, was zählt. So verfolgen wir das Leben des Autors von den Tagen seiner Kindheit bis in die Gegenwart mit dem traurigen Ende seiner Frau Dora. Mit seiner Autobiografie zeichnet González zugleich ein Bild seines Landes und seiner Landsleute: Mangrovensümpfe, Küstenstriche, Erdrutsche, tragisch-trunkene Volksfeste, Charakterstudien, Beobachtungen und Erlebnisse in der Emigration, in diesem Fall in den USA. Der Radius von González’ Themen umfasst nicht nur seine persönliche Lebenszeit, sondern auch das a priori und das a posteriori. Es sind ›erzählende Gedichte‹, die ein empathischer Lektor, Piero Salabè, 'sehr schön, melodisch und mysteriös' fand und die voll überraschender Bilder stecken, für jeden Leser verständlich und den Blick auf die Welt verändernd.
Difficult Light
- 150 stránek
- 6 hodin čtení
Grappling with his son's death, the painter David explores his grief through art and writing, etching out the rippled landscape of his loss. Over twenty years after his son's death, nearly blind and unable to paint, David turns to writing to examine the deep shades of his loss. Despite his acute pain, or perhaps because of it, David observes beauty in the ordinary: in the resemblance of a woman to Egyptian portraits, in the horseshoe crabs that wash up on Coney Island, in the foam gathering behind a ferry propeller; in these moments, González reveals the world through a painter's eyes. From one of Colombia's greatest contemporary novelists, Difficult Light is a formally daring meditation on grief, written in candid, arresting prose.
Die versandete Zeit
Roman
Die versandete Zeit ist Tomás González‘ komplexester, ehrgeizigster Roman. Und viele seiner Fans sagen, er sei sein schönster. Dem Autor gelingt mit diesem Buch das Kunststück, einen Bogen zwischen den Zeiten (1911–1978) und zwischen den Kontinenten (Südamerika–Europa) zu spannen, ohne dass die Geschichte ihm aus der Hand gleitet und ausfranst. Die versandete Zeit ist in erster Linie eine Liebesgeschichte, und zwar über Josefinas lebenslange Liebe zu Alfonso, der eines Tages aus der Provinz in die Hauptstadt und dann in die Welt aufbricht und nach seiner Rückkehr eine andere heiratet. Aber das Buch ist noch vieles mehr: Es ist ein Reisebuch durch das Kolumbien vor 100 Jahren, in dem die Landschaften, die damals gebräuchlichen Verkehrsmittel und das soziale Ambi- ente zu Beginn des technischen Zeitalters lebendig werden. Es ist ferner ein Brückenschlag von Kolumbien nach Europa, weil Alfonso in Belgien vom Ersten Weltkrieg überrascht und Zeuge der Kriegsgräuel wird (insofern ist es auch ein Antikriegsbuch). Und es ist schliesslich ein Buch über das Schreiben eines Romans, denn der Autor, der als der Chronist León auftritt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte von Alfonso und Josefina anhand von Alfonsos Tagebüchern und durch Befragung der alten Josefina zu erforschen, und lässt die Lesenden an diesem Prozess teilhaben. 'Das Buch handelt von der Zeit und der Erinnerung, vom Versanden der Erinnerung', sagt der Autor. Und hat zugleich seine Protagonistin unsterblich gemacht. Denn die Kapitel, die von der greisen Josefina handeln, sind die zartesten und zärtlichsten Seiten, die die kolumbianische Literatur hervorgebracht hat.
Carola Dicksons unendliche Reise
Drei Leben
Tomás González ist bekannt dafür, dass seine literarischen Figuren dem Leser unvergesslich bleiben. Das gilt sowohl für die ›Helden‹ seiner Romane – den sterbenden Horacio in Horacios Geschichte und den glücklosen Aussteiger J. in Am Anfang war das Meer – als auch für die zahlreichen Nebenfiguren. Auch von den Protagonisten der drei in diesem Band vereinten Erzählungen kommt man nicht mehr los. Boris ist ein Maler, den der Tod eines geliebten Menschen aus der Bahn wirft und der nach seinem langsamen Abstieg in die Welt der Gestrandeten in New York sich in einer neuen Lebensform fängt. Carola Dickson, eine verschrobene ältere Lehrerin aus Brooklyn, macht sich nach ihrer Pensionierung in einem untauglichen Segelboot auf, um die Menschheit zu retten. Und William, ein erfolgreicher Unternehmer in Cali, ist von seiner Tanzleidenschaft so besessen, dass er zu einem gespaltenen Menschen wird und ein Doppelleben führt. Zwei der Protagonisten, Boris und William, sind Menschen, die sich wandeln; Carola Dickson dagegen ist eine unverbesserliche Weltverbesserin, die ihr Vorhaben bis zum unvermeidlichen Ende hartnäckig verfolgt. Alle drei sind gegenüber der Welt, aus der sie kommen, Rebellen. Doch obwohl Boris zum Stadtstreicher wird, Carola Dickson Schiffbruch erleidet und William sich zum Schluss als Strassenverkäufer durchschlagen muss, sind dies keine Geschichten des Scheiterns. Es sind Reisen an die Grenze der menschlichen Erfahrung, Erzählungen von der Freiheit und Würde des Menschen, von seiner Grösse. 'Darin liegt die Kunst des Tomás González, den Einzelnen so ernst zu nehmen, dass er ihm in seinem Scheitern Würde, in seinem Selbstbetrug Grösse gibt und sogar in seinem Sterben auf wunderbare Weise so etwas wie Lebenskraft zu entdecken vermag.' Neue Zürcher Zeitung
Horacios Geschichte
Roman
Fontane hat mit koketter Bescheidenheit über sein Meisterwerk, den Stechlin, gesagt: 'Zum Schluss stirbt ein Alter, und zwei Junge heiraten sich – das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht.' Ähnlich knapp liesse sich der Inhalt von Horacios Geschichte wiedergeben: Ein etwas neurotischer Mann, der eine grosse Familie hat, Antiquitäten sammelt, an seinem Auto hängt, viel raucht, sich zwei Kühe hält und am Ende stirbt. Geschildert werden die letzten 20 Monate von Horacios Leben, zu dem die trivialen Unterhaltungen und Vorkommnisse des Alltags ebenso gehören wie Krankheiten und Unglücksfälle in der Familie. Eine einfache, unspektakuläre Geschichte, die dadurch zum Meisterwerk wird, dass der Autor eine eigene Sprache gefunden hat, mit der er den Leser, die Leserin fern von den ›Markenzeichen‹ der kolumbianischen Literatur – dem magischen Realismus, dem miserabilismo, dem Auswalzen der Gewalt – empathisch und kompetent an seine Figuren heranführt und diese lebendig, verständlich, einmalig macht. Dabei entsteht das Porträt einer kleinbürgerlichen Familie, deren Mitglieder sehr aufeinander bezogen sind und sich unentwegt besuchen – und trotzdem einsame Menschen bleiben. Die Hauptpersonen des Romans, die ausführlich dargestellt werden, sind neben Horacio seine Brüder Elías (ein Schriftsteller) und Álvaro (Inhaber eines Lotteriebüros) sowie ihr Schwager, der Arzt Eladio. An Horacios Seite erleben wir seine Frau Margarita und seinen Sohn Jerónimo. Aber auch sekundäre Figuren – das Hausmädchen Carlina, der Bauer Pacho, Margaritas Schwester Martica, Elías’ Frau Beatriz, der Schieber Carenalga, der Richter Ariel, Eladios Patienten – werden mit knappen, sicheren Strichen einprägsam gezeichnet. Eine besondere Rolle spielen die von Horacio liebevoll umsorgten Kühe: In einem Buch, in dem der Tod von Anfang an präsent ist, sind diese sich ständig reproduzierenden Tiere das Symbol des Lebens. Der Roman ist in Envigado angesiedelt, einem kleinen Ort an der Peripherie von Medellín, in den Jahren 1960/61, das heisst, an einer Zeitenwende: Es ist die Zeit der zunehmenden Industrialisierung, der beginnenden Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts, der einsetzenden Emanzipation der Frau in Kolumbien. Es ist auch die Zeit des ›Atemholens‹ zwischen der politischen Violencia (1948–53) und der bevorstehenden Zerrüttung des Landes durch Guerrilla, Paramilitärs und narcotráfico. Um das Problem seines Landes zu charakterisieren, genügen dem Autor ein paar treffende Zeilen über die Untaten und das Ende einer Bande von Viehdieben, über den Verletzten aus der Bar von Añoranzas oder über die Bolívar-Statuen in den Parkanlagen. Einen Sterbenden aber in seinem letzten Jahr zu begleiten – das ist ein Thema, mit dem Tomás González die Grenzen Kolumbiens überschreitet und in die Weltliteratur vordringt. 'Seit ›Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt‹ habe ich nicht mehr so etwas Wunderbares gelesen. Carmen Balcells