Michael Buselmeier Knihy






Als die große dänische Dichterin Inger Christensen im Januar 2009 starb, hatte sie zwar den verdienten Nobelpreis nicht erhalten, doch ihr Ruhm in der literarischen Welt, zumal der deutschen, war beträchtlich. Er basiert vor allem auf ihren zyklisch angelegten Großgedichten "das" (1969), "alphabet" (1981) und dem Sonettenkranz "Das Schmetterlingstal" (1991).Mit dem Künstlerhaus Edenkoben war Inger Christensen seit 1988 verbunden. Damals trat sie im Rahmen eines dänisch-deutschen Lyrikertreffens zum ersten Mal auf. Ihr traumhaft singendes Sprechen bezauberte alle, die ihren "Schöpfungsgedichten" lauschten. Im selben Jahr erschien "alphabet" in der deutschen Übersetzung von Hanns Grössel, ein Werk, das den Umschlag von mathematischem Denken in Poesie und Gesang demonstriert. Über Edenkoben und das Paradies hat sich Inger Christensen in dem 1994 erschienenen Essay "Die ordnende Wirkung des Zufalls" Gedanken gemacht. Inger Christensen wurde 1935 in Vejle/Jütland geboren und starb 2009 in Kopenhagen. Sie wurde als Lehrerin ausgebildet. Neben Gedichten veröffentlichte sie Essays, Erzählungen, Romane und Hörspiele.
Ein Lebensstoff, der schmerzt: über Abschied, Alter, Demenz und Tod Nachdem er sich 2015 in „Ende des Vogelgesangs“ seiner Kindheit und Jugend in der Kriegs- und Nachkriegszeit gewidmet hat, treten nun Alter und Tod in Michael Buselmeiers Blick- und Schreibfeld. Dabei interessieren ihn vor allem die grundlegenden Veränderungen, die das Alter und speziell Alzheimer bewirken, die Metamorphosen, die wir dabei erfahren, das Verborgene, das sich im Geist einnistet – ein Lebensstoff, der schmerzt und im Detail nacherzählt werden will. Der Ich-Erzähler protokolliert die Demenzerkrankung seiner Frau Elisabeth über zwölf Jahre, beginnend mit einer Art Essay über „das fiese Alter“. Tagebuchaufzeichnungen des Ich-Erzählers und Notizen von Elisabeth selbst, die ihre Panik angesichts dessen, was mit ihr geschieht, reflektieren, begleiten ihre Erkrankung. Schonungslos, aber tief berührend schreibt Buselmeier von den dunklen Seiten des Alters.
In den Sanden bei Mauer
Letzte Gedichte
Michael Buselmeiers „letzte Gedichte“ sind während der vergangenen fünf Jahre entstanden. Der Autor spricht darin von sich häufenden Abschieden, dem Verlust naher Gefährten, letzten Reisen und Ausflügen, Erinnerungen an Kindheit und Jugend. Es gibt z.B. ein Gedicht über den armen Hölderlin, 1802 zu Fuß unterwegs in Frankreich; einen lyrischen Zyklus im Gedenken an Arnfrid Astel, Poeme zum Tod von Günter Herburger, Wulf Kirsten, Oleg Jurjew, Michael Braun. Andere Texte wenden sich existentiell bedeutsamen Orten und Landschaften zu, so das umfangreiche Titelgedicht „In den Sanden bei Mauer“. Es folgen Erfahrungen eines mißbrauchten Kindes in der Kriegs- und Nachkriegszeit, das erste Worte und Bilder in die Wand des Bombentrichters ritzt. Schließlich Apokalyptisches, Krankheiten und „das fiese Alter“. Der störrische Greis will „allein sterben“. Buselmeiers Gedichte sprechen von „Abwesendem“ und machen es mithilfe der Sprache „anwesend“, wobei man das Grollen der Geschichte zu hören meint. Der Widerstand gegen das alltägliche Gerede manifestiert sich in einer poetischen Sprache, in ihrer Vieldeutigkeit, ihrer autobiographischen Fundierung, ihrem radikalen Dissens: „schroff aufgebrochener Boden wandernde Ränder“.
Im Sommer 1964 verbrachte der junge Ich-Erzähler Moritz Schoppe leidvolle zehn Wochen in Wunsiedel, wo sein Engagement bei den Luisenburg-Festspielen scheiterte. Seine Bearbeitung von 'Götz von Berlichingen' wurde als 'zu intellektuell' abgelehnt, und er erhielt nur kleine Rollen. Als angehender Regisseur konnte er kaum etwas lernen, während er unter Heimweh litt. Unter den Schauspielern fühlte er sich als Fremder, verlassen von allen, einschließlich seiner Freundin, die ihn betrog. Lediglich die Romane des in Wunsiedel geborenen Jean Paul gaben ihm Halt. 44 Jahre später zeigt sich der einstige 'Verfinsterungsort' für Schoppe in einem anderen Licht. Zunächst hat er Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, doch die würzige Luft des Fichtelgebirges gefällt ihm sofort. Er unternimmt romantische Wanderungen und forscht nach den Gräbern seiner Wirtsleute und seines alten Intendanten, wobei er unerwartet auf das Grab von Rudolf Heß stößt. Auch die Naturbühne der Luisenburg, einst der Ort seines Unglücks, besucht er, doch das geliebte Theater ist ihm fremd geworden. Im Gehen und Beobachten sieht er die Chance auf einen Neuanfang.
Die beliebte Veranstaltungsreihe Erlebte Geschichte erzählt wurde im Sommer 2010 nach 16 Jahren eingestellt. In drei Publikationen konnte man bisher schon die Gespräche bis zum Jahr 2004 nachverfolgen. Nun wird der abschließende 4. Band vorgelegt; er umfasst die Zeit zwischen 2005 und 2010. Diesmal werden 25 prominente Zeitgenossen mit Heidelberg-Bezug von Michael Buselmeier befragt, darunter der Archäologe Jan Assmann, der Politologe Klaus von Beyme, die Schriftsteller Wilhelm Genazino, der Projektentwickler Roland Ernst, der ehemalige Direktor des Kunstvereins Hans Gercke, der Photograph Robert Häusser, der Regisseur Hansgünther Heyme, die Stadträtin Dorothea Paschen und der einstige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen Bernhard Vogel. Außerdem Bert Burger, Reinhard Düchting, Jochen Goetze, Jens Christian Jensen, Wassili Lepanto, Johann Lippet, Heinz Markmann, Ewin Poell, Arnold Rothe, Peter Schumann, Hartmut Soell, Peter Staengle und Hans Peter Stichs.
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