Die Beiträge dieses Bandes gehen auf eine altertumswissenschaftlich-interdisziplinäre Ringvorlesung zurück, die im Sommersemester 2007 an der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt wurde. Anhand einer Reihe von Fallstudien, die schwerpunktmäßig die Literatur des griechisch-römischen Altertums betreffen, aber auch einige Streiflichter auf Phänomene der Neuzeit (einschließlich des Films) werfen, werden Formen und Strategien der produktiven Homer-Rezeption von der Antike bis in die Gegenwart herausgearbeitet. Dabei werden sowohl das enorme Wirkungspotential dieses Klassikers der Weltliteratur als auch epochale Spezifitäten in der Rezeptionsgeschichte des homerischen Epos sichtbar.
Bernd Effe Knihy






Epische Objektivität und subjektives Erzählen
"Auktoriale" Narrativik von Homer bis zum römischen Epos der Flavierzeit
Episches Erzählen ist gemäß einer weit verbreiteten Auffassung u. a. durch das Merkmal der Objektivität oder Neutralität gekennzeichnet, d. h. durch die weitgehende Reserve des Erzählers/Autors hinsichtlich der Bekundung eigenen Fühlens und Denkens. Demgegenüber wird in diesem Buch der Versuch gezeigt, dass und in welchen Ausprägungen 'auktorial'-subjektive Narrativik bereits das antike Epos bestimmt und dass sich hier eine Gattungsevolution vollzogen hat: von den homerischen Anfängen über das griechisch-hellenistische Epos, Vergil und Ovid bis zu Lucan und der Epik der flavischen Zeit.
Genie und Wahnsinn
Konzepte psychischer "Normalität" und "Abnormität" im Altertum
Die Wertung außergewöhnlicher Persönlichkeiten oder Verhaltensweisen im positiven oder negativen Sinn als 'genial' bzw. ' wahnsinnig' setzt ein Koordinatensystem zur Verortung von 'Normalität' und 'Abnormalität' voraus, das bei aller kulturellen Verschiedenheit der antiken Gesellschaften von der unsrigen sowie untereinander eine erstaunliche Invarianz aufweist. Die Wirksamkeit dieses Koordinatensystems psychischer Phänomene in Geschichte, Religion, Mythos, Literatur und Wissenschaft der Antike zu beleuchten, ist die Absicht der hier präsentierten Beiträge.
Die ZETEMATA sind eine altertumswissenschaftliche Monographienreihe. Sie wurde 1951 von Erich Burck und Hans Diller mit der Arbeit Sueton und die antike Biographie von Wolf Steidle begründet. Seit ihren Anfängen erscheint die Reihe im Verlag C. H. Beck, München. Heute wird die Reihe von Jonas Grethlein (Heidelberg), Martin Korenjak (Innsbruck) und Hans-Ulrich Wiemer (Erlangen) in Verbindung mit Thomas Baier (Würzburg) und Dieter Timpe (Würzburg) herausgeben. Das Themenspektrum der ZETEMTATA umfasst Geschichte und Literatur des griechisch-römischen Altertums. Die Publikationssprachen in den ZETEMATA sind neben dem Deutschen auch Englisch, Französisch und Italienisch. Bislang sind 151 Bände in der Reihe erschienen, weitere sind in Vorbreitung; der größte Teil der Bände ist noch lieferbar.