Michael Klaus Knihy






... in die weite Welt hinein
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1973 machte ich Ernst. Ich ging in die Stadtbücherei, durch die Glastür, am Tresen vorbei, geradeaus bis zu den Fenstern, dann etwas nach rechts und setzte mich an einen kleinen grauen Tisch und wollte Schriftsteller werden. Mit dem Rücken saß ich zur Gelsenkirchener Lyrik, vor mir alphabetisch die Romane der Weltliteratur. Also Josef Büscher im Nacken und vor der Brust Balzac. Ich packte Papier und Kugelschreiber aus und schaute aus dem Fenster. Es war eine merkwürdige Zeit. Die Lehramtsstudenten wollten Arbeiterdichter werden. Die Arbeiterdichter wollten natürlich die Arbeiterklasse befreien. Aber viel lieber wollten sie ins Große Deutsche Gedichtbuch von Karl Otto Conrady. Und die eine Frauenbefreiungslyrikerin, die ich kannte, ging erst dann in ihrem Polarfuchsjäckchen auf die Straße, wenn sie zu Hause ihrem Mann die Häschenpantoffeln angewärmt hatte. Michael Klaus
Nach zwanzig Jahren verlässt ein Mann endlich seine schon kurz nach der Hochzeit gescheiterte Ehe. Mit einem geklauten Fahrrad und einer grünen Truhe macht er sich auf den Weg zu seiner großen Liebe, der wesentlich jüngeren Insa – mit ihr verbindet den Mann eine Geschichte, die gut und gern im Knast hätte enden können. Doch nicht Insa erscheint zur Verabredung im Biergarten, sondern ein netter Junge ganz in Leder. Er nimmt ihn mit zu einer kleinen privaten Orgie, in dessen Verlauf dem Mann der Hemdärmel abgerissen wird – und Marc, der Junge in Leder und frisch examinierter Hautarzt, zeigt plötzlich auf den Arm des Mannes: „Hast du das schon lange?“ Noch in der Nacht schneidet Marc dem Mann ein Muttermal aus dem Arm. Die Diagnose lautet: Malignes Melanom. Und dabei bleibt es nicht: die Ärzte entdecken außerdem Blutkrebs. Michael Klaus erzählt selbstironisch, komisch und bewegend seine Geschichte von drohendem Tod und großer Liebe – „Totenvogel, Liebeslied“ ist ein rasantes modernes Märchen, in dem die Liebe den Tod besiegt. Schauplatz dieser turbulenten, anrührenden Liebesgeschichte ist Gelsenkirchen-Buer.
Seine Lage war verzweifelt. Nicht nur, dass Max wegen seiner Eltern in dieses gottverlassene Kaff Gelsenkirchen ziehen musste, in dem er keine Socke kennt, alle völlig fußballverrückt sind und der einzige Lichtblick - die schöne Martha - für ihn unerreichbar bleibt. Nein, nicht genug: jetzt ist er auch noch beim Klauen erwischt worden und zwar von niemand Geringerem als von Joaquim Maria Machado de Assis, genannt Dandolo - dem Spitzenspieler des Schalker Clubs. Max steckt knöcheltief in der Scheiße! Kaum zu glauben, dass der Brasilianer so bescheuert ist, ihm diesen merkwürdigen Deal vorzuschlagen: Max soll dem Fußballgott beim Verfassen von Liebes-SMS auf deutsch helfen. Scheint fast, als ob sich für Max die Situation klären würde. Doch falsch gedacht: die Geliebte heißt Martha.



