Die Ysenburger Grafschaften wurden im 18. Jahrhundert als „Freistatt des Glaubens“ wahrgenommen. Nach politischen Teilungen suchten die Herrscher Offenheit und Toleranz gegenüber religiös Verfolgten als Möglichkeit, die Wirtschaft nach den Kriegen des 17. Jahrhunderts zu stärken und die Bevölkerung zu erhöhen. Ein zentrales Prinzip war die Gewissensfreiheit, wie im Büdinger Toleranzedikt von 1712 festgehalten. Das Buch bietet eine umfassende Darstellung dieser Entwicklungen, beginnend mit dem Wandel im Denken und den ersten Kontakten zu Migranten nach der Ausweisung französischer Protestanten 1685. Es behandelt die Aufnahme von Hugenotten in Offenbach, die Gründung von Neu-Isenburg 1699 und die Waldenserkolonie Waldensberg. Zudem wird die neue Strömung des Pietismus und ihre Herausforderungen, insbesondere die Probleme bei der Integration von Separatisten und Neutäufern im Marienborner Landesteil, detailliert beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk gilt der Inspirationsgemeinschaft und ihrer Auswanderung in die USA 1843. Auch das Wirtschaftsprogramm von Graf Ernst Casimir für Büdingen und das gescheiterte Experiment mit der Herrnhuter Brüdergemeine in Herrnhaag werden behandelt. Der historische Überblick trägt zur aktuellen Diskussion über Migration, Integration, die Rolle von Minderheiten und religiöse Toleranz bei.
Klaus Peter Decker Knihy






Im Jahr 1766 erlebten Büdingen und die Grafschaft Ysenburg ein bedeutendes Migrationsgeschehen, das neue bevölkerungspolitische Maßstäbe setzte und dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind. Eine große Zahl von Kolonisten folgte der Einladung der russischen Zarin, die durch eine innovative Werbestrategie und eine sorgfältige Organisation unterstützt wurde. Die Geschichtswerkstatt Büdingen veröffentlichte bereits 2009 ein Buch, das Büdingens Rolle als wichtigen Sammelplatz der Massenauswanderung nach Russland beleuchtet. In seinem neuen Werk bringt Dr. Klaus-Peter Decker nun eine Sammlung aussagekräftiger Quellen, die die demografischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der kleinen Ysenburger Territorien aufzeigen. Insgesamt wurden 18 Dokumente ausgewählt, darunter Verordnungen zur Regulierung der Auswanderung, Bittschriften von Auswanderungswilligen und Verhörprotokolle. Einzelakten, wie die des Schulmeisters Pauli, sowie Auszüge aus Büdinger „Suppliken-Protokollen“ ergänzen die Sammlung. Ein erläuternder Text definiert die territoriale und politische Ausgangslage, während Listen mit Namen, Herkunftsorten und Berufen von 650 Auswanderern sowie Angaben zu neugeborenen Kindern in Büdingen die Veröffentlichung abrunden.
Dr. Klaus-Peter Deckers Veröffentlichung behandelt die Auswanderungswelle ins Zarenreich vor fast 250 Jahren und bietet eine Fülle von Dokumenten für die Ahnenforschung. Neu hinzugefügt wurde das vollständige Heiratsregister der Trauungen in Büdingen, die 1766 stattfanden. In diesem Jahr erlangte Büdingen kurzzeitig Bedeutung als Sammelplatz für die Massenauswanderung nach Russland, nachdem Zarin Katharina die Große in einem Manifest zur Ansiedlung an der Wolga einlud und erhebliche Privilegien versprach. Trotz drastischer Verbote des Reichstags, um eine „Reichsentvölkerung“ zu verhindern, zogen Tausende in die russischen Werbebüros. Graf Gustav Friedrich zu Ysenburg duldete die Aktivitäten des Werbekommissars Facius aus wirtschaftlichen Gründen. Viele militärisch organisierte Trecks führten die Auswanderer von Büdingen nach Lübeck, von wo aus sie über die Ostsee nach Oranienbaum reisten, um Monate später an der Wolga anzukommen. Offizielle Akten über die Aktivitäten der russischen Kommissare sind nicht erhalten, sodass die Ereignisse mühsam rekonstruiert werden mussten. Die Heiratsregister der Büdinger Pfarrei dokumentieren 375 Trauungen zwischen März und Juni 1766. Wirtschaftliche Not und soziale Zwänge trieben vor allem junge Menschen zur Emigration, was aus Personalakten hervorgeht. Eine sorgfältig geprüfte Liste der Kolonisten, die 1766 in Büdingen geheiratet haben, sowie Daten zu Auswanderern aus Düdelsheim ergänzen die
Büdingen
Mittelalterliche Residenz und Festungsstadt
Budingen, eine kleine Residenz- und Festungsstadt der Grafen und spateren Fursten zu Ysenburg, liegt im Wetteraukreis in Hessen. Hinter einer malerischen Festungsfront hat sich in der Kernstadt ein geschlossenes Baugefuge aus Spatmittelalter und Fruher Neuzeit erhalten, das seinesgleichen sucht.
Die Ronneburg
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Mit jedem Führungsheft präsentiert diese Reihe eine bedeutende mittelalterliche Burg, ein Schloss oder eine mittelalterliche Wehranlage in Mitteleuropa: Mit kompetent verfassten Texten, großzügigen Fotografien und umfangreicher Illustration durch Pläne und Zeichnungen liefert jeder Band dem geschichts- und kulturinteressierten Leser wie auch dem Kenner den neuesten Stand der Burgenforschung. Neben den hervorragenden Architekturfotografien geben zahlreiche neu angefertigte Zeichnungen frühere Bauzustände wieder. Infoblöcke vertiefen größere Zusammenhänge und zeigen die geschichtlichen Eckdaten auf.
Schloß Büdingen
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