Katharina Kuhs Knihy





Nur derjenige, der lesen und schreiben kann, ist zur umfassenden Teilhabe am gesellschaftlichen Leben befähigt. Schreiben gehört daher zu einer der tragenden Säulen im Spektrum der Kompetenzen des Deutschunterrichts. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler in die Lage zu versetzen, im Schreibprozess ein Produkt entstehen zu lassen, welches die sprachliche Handlung in der Form realisiert, wie sie intendiert ist. Dies setzt zwingend einen entsprechend ausgebauten und zur Verfügung stehenden Wortschatz voraus. Denn: Was nutzt das Wissen darüber, wie ein schriftlicher Text zu verfassen ist, wenn nicht klar ist, mit welchen Wörtern man dies umsetzen soll? Mit der vorliegenden Publikation wird ein Schritt getan, um die Bedeutung von systematischer Wortschatzarbeit und von Wortschatzkompetenz für das Schreiben (in Mutter-, Fremd- und Zweitsprache) deutlich zu machen. Dabei thematisieren die Beiträge verschiedene Teilaspekte der schriftlichen Textproduktion mit dem Fokus auf Wortschatz: Mit welchen Mitteln und auf welche Weise kann es gelingen, erarbeiteten und gespeicherten Wortschatz beim Schreiben zu generieren? Wie kann der Schreibprozess durch Wortschatz(arbeit) entlastet und unterstützt werden? Welche Rolle spielen Phraseologismen in der schriftlichen Textproduktion? Wie beeinflussen Wortschatzkompetenzen Schreibprozesse und Schreibprodukte in einer Fremd-/Zweitsprache und wie wird hier ein möglicherweise bestehender Förderbedarf umgesetzt?
Kinder entwickeln grundlegende mündliche Sprachkompetenzen bereits vor dem Schuleintritt. Im Unterricht stehen sie jedoch vor neuen Herausforderungen, da Sprechen und Zuhören nicht nur für die Alltagskommunikation, sondern auch für das Unterrichtsgespräch und die Vermittlung fachlicher Inhalte entscheidend sind. Die Förderung der sprachlichen Handlungsfähigkeit erfolgt gezielt, wobei ein Misslingen manchmal sanktioniert wird. Die Entwicklung der Sprech- und Hörkompetenzen zielt darauf ab, dass Schülerinnen und Schüler verschiedene mündliche Kommunikationssituationen sicher und selbstständig meistern können. Dazu gehört das Führen von Gesprächen, das Vortragen und Präsentieren sowie das bewusste Zuhören und die Wahrnehmung von Verstehen und Nicht-Verstehen. Zudem ist es wichtig, den eigenen Sprachgebrauch ästhetisch zu gestalten. Ein gut ausgebauter Wortschatz ist eine grundlegende Voraussetzung für diese Kompetenzen. Der Zusammenhang zwischen Wortschatz und mündlicher Mitarbeit wird oft vernachlässigt, obwohl viele Schülerinnen und Schüler nicht über die notwendigen Wortschatzkompetenzen verfügen. Daher ist die Verbindung beider Bereiche notwendig und überfällig. Das Buch beleuchtet verschiedene Stellen im Unterricht, an denen diese Verbindung hergestellt werden kann.
Die Komplexität der Themen Wortschatz und Wortschatzarbeit im (Deutsch)Unterricht ergibt sich aus verschiedenen Perspektiven, der Heterogenität der Schülerschaft sowie der Beschaffenheit des Wortschatzes selbst. Wissenschaftliche und didaktische Arbeiten zu diesem Thema nehmen zu, jedoch bleiben wichtige Erkenntnisse lückenhaft, und die Umsetzung im schulischen Handlungsraum ist oft unzureichend. Besonders im Deutschunterricht, der darauf abzielt, Schülerinnen und Schülern einen tragfähigen Wortschatz zu vermitteln, gibt es viel zu diskutieren. Trotz bereits umfangreicher Literatur wird oft bemängelt, dass die systematische Wortschatzarbeit im Fach Deutsch zu wenig Beachtung findet und in den Bildungsstandards nicht ausreichend gewürdigt wird. Es wird angenommen, dass der standardsprachliche Wortschatz bei allen Schülern altersgerecht vorhanden ist und sich durch incidental learning weiterentwickelt. Diese Annahme ist jedoch für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler nicht immer zutreffend. Die Beiträge in diesem Band betonen die Bedeutung der Fokussierung auf Wortschatz und Wortschatzarbeit im Deutschunterricht. Thematisch werden Aspekte von Wortbildung und Wortsemantik, Untersuchungen des Wortschatzes in gesprochener und geschriebener Sprache sowie konkrete Unterrichtspraktiken behandelt, wobei die Bedingungen der Mehrsprachigkeit stets berücksichtigt werden.