Paul de Lagarde (1827-1891) war Professor für alte Sprachen - und ein Besessener. Parallel zu seinem wissenschaftlichen Werk verfolgte er den Versuch, eine bizarre deutsche Nationalreligion zu gründen, die auf aggressivem Antisemitismus fußte. Nietzsche und Wagner zählten zu de Lagardes ersten Lesern, im 20. Jahrhundert studierten Thomas Mann, Theodor Heuss und nicht zuletzt Adolf Hitler seine Schriften. Ulrich Sieg stellt in seiner Biografie den Gründervater des nationalsozialistischen Antisemitismus vor und führt ein in die geistige Ambivalenz des 19. Jahrhunderts. In den Abgründen dieser Epoche ahnt der Leser die Katastrophen des 20. Jahrhunderts voraus.
Ulrich Sieg Knihy
27. květen 1960




Sie war intelligent, durchsetzungsfähig und konnte Menschen begeistern. Elisabeth Förster-Nietzsche (1846–1935) aber ging in die Geschichte ein als die Frau, die die Schriften ihres Bruders verfälschte und sein Denken den Nationalsozialisten andiente. Ulrich Sieg hat eine Vielzahl unbekannter Dokumente entdeckt. Sie zeigen eine Frau, die ihren Ehrgeiz nur in der Rolle der Schwester ausleben konnte. Höchst erfolgreich publizierte sie den Nachlass ihres Bruders. Das Nietzsche-Archiv entwickelte sich zu einem Treffpunkt der Gelehrten, freilich kam auch Hitler zu Besuch. Eine dramatische Geschichte der Ideen, der Politik – und eines höchst ungewöhnlichen Geschwisterpaars.
Vom Ressentiment zum Fanatismus
Zur Ideengeschichte des modernen Antisemitismus