Annette Leo Knihy






Im Januar 1943 starb der jüdische Antifaschist Dagobert Lubinski in Auschwitz. Jahrzehnte nach seinem Tod liest seine erwachsene Enkelin die Briefe, die er über sechs Jahre aus dem Zuchthaus an seine Frau und die Töchter geschrieben hatte. Lubinski gehörte in der Weimarer Republik zur KPD-Opposition und kämpfte gegen die Versteinerung auf der Linken an.
Bertolt Brechts widersprüchliches Verhältnis zur Sowjetunion lässt sich nicht einfach in anfängliche Faszination für das kommunistische Projekt und spätere Distanz zur Realität stalinistischer Herrschaft auflösen. Die hier versammelten Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit dem Brechtschen Phänomen der »doppelten Rede«, mit seinem Schweigen zur Verhaftung von Freunden und Künstlerkollegen, mit seinen Äußerungen im Arbeitsjournal sowie mit seinen späten antistalinistischen Gedichten. Und sie handeln von der kurzen Blütezeit eines Austauschs zwischen den Vertretern der Avantgarde in Deutschland und der Sowjetunion.
Das Kind auf der Liste
Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie
Berührend und unvergesslich: Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie. Willy Blum war sechzehn Jahre alt, als er in Auschwitz Birkenau ermordet wurde. Von ihm blieb nur ein Name auf einer Liste, neben dem durchgestrichenen Namen Jerzy Zweigs, der durch Bruno Apitz` Roman „Nackt unter Wölfen“ weltberühmt wurde. Über Willy Blum und seine Familie wusste man bislang nichts. Annette Leo hat sich auf die Suche gemacht und erzählt die Geschichte der Familie Blum und zugleich auch die Geschichte des Verschweigens einer Opfergruppe in der Nachkriegszeit: die der Sinti und Roma. Mit einem Vorwort von Romani Rose.
Vor 50 Jahren präsentierte der VEB »Jenapharm« das neue Verhütungsmittel »Ovosiston« auf der Leipziger Messe. Als erstes Ostblock-Land schloss die DDR damit rasch an die Entwicklung in den USA und in Westeuropa an. Die kleinen Dragees, mit deren Hilfe Sexualität und Fortpflanzung entkoppelt werden konnten, haben die Sexualmoral und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern weltweit revolutioniert. In Abgrenzung von der westlichen »Antibaby-Pille« wurde das Präparat in der DDR offiziell als »Wunschkindpille« propagiert, die es den Frauen ermöglichen sollte, Berufstätigkeit und Mutterschaft miteinander zu vereinbaren. Anhand von lebensgeschichtlichen Interviews mit Frauen und Männern beleuchtet das Buch deren individuellen Umgang mit dem staatlichen Angebot. Archivdokumente geben außerdem Einblick in die Motive der Entscheidungsträger im SED-Politbüro sowie in das Engagement von Frauenrechtlerinnen, Medizinern und Sexualaufklärern.
Den Unterdrückten eine Stimme geben?
- 378 stránek
- 14 hodin čtení
Ein kritischer Blick auf das Netzwerk der International Oral History Association. Die Ende der 1970er-Jahre ins Leben gerufene International Oral History Association (IOHA) ist in ihrer Internationalität und Interdisziplinarität einmalig in der Wissenschaftslandschaft. Angetrieben von dem Wunsch, Geschichtswissenschaft zu demokratisieren, wollten ihre Mitglieder den bis dahin ungehörten Gruppen - z. B. Frauen, Arbeitern, Migranten oder den Opfern politischer Gewaltherrschaft - »eine Stimme geben«. Die Beiträge setzen sich mit dem wissenschaftlichen Ansatz und den politischen Überzeugungen ihrer Vorgängergeneration auseinander. Aus dem Inhalt: Christian König: Bewegung und Zusammenhalt - Ein Freundschaftsnetzwerk als wissenschaftsgeschichtliches Phänomen Agnès Arp: Plattform, Fluchtpunkt und Etablierungsraum - Die Internationalität der IOHA Franka Maubach: Das freie Wort als Menschenrecht - Schweigen und Sprechen in der IOHA Annette Leo: Das Interview im Interview - Abenteuer einer Oral-History-Untersuchung mit Oral Historians
Annäherung an eine umstrittene Biographie Erwin Strittmatter wurde 1912 im Kaiserreich geboren, er starb 1994 im vereinigten Deutschland. Dazwischen erlebte er zwei Weltkriege, zwei Revolutionen, die Weimarer Republik, das „Dritte Reich“ und die DDR. Ein Jahrhundertleben, das geprägt war von historischen Brüchen, Katastrophen und Zwängen, eine Erfolgsgeschichte als Autor, die nach dem Untergang der DDR noch wuchs. Annette Leo nähert sich Strittmatters Biographie mit Hilfe von Briefen, Tagebüchern, Erinnerungen von Zeitzeugen und Dokumenten, die zum großen Teil aus Strittmatters Privatarchiv stammen. Sie rekonstruiert das bisher verschwiegene Kapitel seiner Mitgliedschaft in einem Polizei-Gebirgsjäger-Regiment während des Krieges und fragt nach seinem Platz als Schriftsteller und Verbandsfunktionär in den politischen Konflikten der DDR. So entsteht nicht zuletzt auch ein lebendiges Charakterbild des höchst komplizierten und widersprüchlichen Autors.
"Das ist so'n zweischneidiges Schwert hier unser KZ ..."
- 185 stránek
- 7 hodin čtení
Fürstenberg ist ein Beispiel. Es steht für viele ostdeutsche Orte, in denen die Menschen ihre widersprüchlichen Erfahrungen ähnlich erzählen. Zweifellos hat die unmittelbare Nachbarschaft zum Frauenkonzentrationslager und später zur sowjetischen Garnison auf dem Gelände die Situation dramatisch zugespitzt. Wie in einem Mikrokosmos drängen sich hier die Brüche und Kontinuitäten in der Erinnerungslandschaft des vergangenen gewalttätigen Jahrhunderts zusammen.
Umgestoßen
Provokation auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Prenzlauer Berg 1988
"Zu Beginn des Jahres 1988 kletterten fünf Jugendliche mehrmals nachts über die Mauer des Jüdischen Friedhofs an der Schönhauser Allee, stiessen Grabsteine um und riefen antisemitische Parolen. Als die Polizei sie schliesslich verhaftete, wurde der 'Einzelfall' zum DDR-Problem: Die Vorbereitungen für eine Gedenkkampagne anlässlich des 50. Jahrestages des Novemberpogroms waren in vollem Gange. Die DDR wollte sich als 'wahre Heimstatt' der Juden präsentieren, als ein Staat, in dem die Wurzeln des Antisemitismus für immer ausgerottet seien. Es kam zu einem Schauprozess, bei dem die hohen Gefängnisstrafen für die 16/17-Jährigen schon vorher feststanden. 15 Jahre später suchte die Historikerin Annette Leo nach den Spuren des Geschehens. Sie sprach mit den Verurteilten, mit deren Mitschülern und Lehrern, mit Anwälten und einem der Stasi-Vernehmer. Aus den unterschiedlichen Erinnerungen der Akteure entstand eine Momentaufnahme der DDR, ein Jahr vor ihrem Ende"--Summary from publisher's web site (11 May 2006)