Jochen Ehmke Knihy




In der Politik wird der Mittelstand oft als Stütze der Gesellschaft beschworen, repräsentiert durch Klein- und Familienunternehmer sowie die Mittelschicht als soziale Gruppe. Diese Menschen zeichnen sich durch Unternehmergeist aus, wobei auch autarkes Handeln und diverse Selbstständige dazugehören. Der Fotograf Jochen Ehmke, selbst seit Jahrzehnten freiberuflich tätig, hat über 50 dieser Unternehmer in Halle (Saale) porträtiert. In ihren natürlichen Lebensräumen – Firmen, Werkstätten, Ateliers oder Geschäften – zeigen sie sich selbstbewusst und strahlen eine innere Ruhe aus, die oft aus ihrer Selbstständigkeit resultiert. Ehmkes Fotografien, in Duoton gehalten, laden den Betrachter ein, die Zufriedenheit und das Engagement dieser Menschen zu erkennen. Der Bildband ist nicht nur ein Zeitdokument, das zukünftige Generationen faszinieren wird, sondern auch eine wertvolle Sammlung, die es wert ist, durchblättert zu werden. Während Einheimische möglicherweise denken „Den kenne ich doch“, können auch Außenstehende feststellen, dass diese Darstellungen universell sind. Ehmkes Werke sind ein kleines Hohelied auf die Selbstständigkeit und das kreative Schaffen, das im Osten Deutschlands seit fast einem Vierteljahrhundert einen festen Platz in der Gesellschaft gefunden hat.
Jochen Ehmke hat die entscheidenden Jahre seines Lebens in der DDR verbracht. In dieser Zeit entstand auch dieses fotografische Werk. Die besondere Faszination seiner Bilder beruht auf der Unaufgeregtheit seiner Sehweise. Sein eigenartiger Gleichmut, der wahre Entrüstung oder gar Hass nicht kennt, schafft umso mehr die glasklare Bestandsaufnahme einer Epoche, die nicht von außen, sondern gewissermaßen von innen erlebt worden ist. Die Fotografien Jochen Ehmkes zeugen von Achtung und Liebe zu den Menschen und zeigen auf eine unaufdringliche Weise deren unverschuldetes Schicksal in einer konfliktreichen Zeit, die sie ausharren lässt oder privat zu oft schmerzhaften Entscheidungen treibt. Heute wirken diese Fotos besonders deshalb, weil man ihnen als Dokumenten voll vertraut. Sie sind erheiternd und erschreckend wahr, das Geschenk eines sensiblen Zeitgenossen mit wachem Blick.