Transparenz und Überlagerung sind das Ergebnis der bildpoetischen Verfahrensweise Marion Steinfellners. Vielfache Farbschichtungen nehmen in sich auf, was die Augenblicke an Wirklichem und Metaphorischem hergeben: Blütenteile und Sprachpartikel, Formen und Volumen, Wendungen und Antworten. Fragil und dauerhaft zugleich erscheint in den Bildern, die in direkter Kommunikation mit den Gedichten entstanden sind, was permanent durchscheint: die Dauer des Flüchtigen, höchst sensibel und entschlossen realisiert.
Text-Raum-Zeiten und Zeit-Text-Räume – Gegenwarten sprechen kontinuierlich miteinander – in Gedichten, als Gedichte und Gedichtartigkeiten. SCHON ZEIT IM KONTINUUM ist der Abschlussband des GANZE TEILE-ELFRIEDE-GERSTL-Zyklus; auch in seinen 100 Arbeiten lassen sich gut Entwicklungen und Metamorphosen erkennen: aus Trauer wird Freude, das erste Jahr nach dem Tod der Freundin öffnet sich in eine kommunikationsfreudige und kontinuierliche Textproduktion, die bis in die unmittelbare Gegenwart führt. Stichwort Freude: was Neues und Überraschendes in jedem Schreibvorgang zu entdecken und im nächsten Text unverzüglich auszuführen, ist der Motor des Schreibens. Das unausgesprochene Motto all dieser Gedichtartigkeiten lautet: DICHTEN HEISST OFFEN LASSEN.
"Gesellschaftspolitisch überhöht fragt der Text: Wie schaut es momentan/gegenwärtig aus, wenn die Rollen/Rahmen porös werden, wenn die Übergänge und die auftretenden Übergangsformen ihre Fließmuster permanent verändern?"--Page 4 of cover
In Herbert J. Wimmers neuem Buch findet sich auf Seite 21 der Begriff 031: Wörterbuch, das als sprechendes Buch fungiert. Der Leser wird eingeladen, das alte Wörterbuch um Rat zu fragen, das daraufhin vorschlägt, konkret zu werden. Die 336 short stories sind so gestaltet, dass sie wie ein Lexikon des Alltags genutzt werden könnten, wobei die Leserinnen und Leser die Freiheit haben, von armbanduhr bis waschmaschine zu blättern. Diese poetisierten Beobachtungen schweifen von Objekt zu Objekt und beinhalten zahlreiche kulinarische Begriffe, darunter apfelstrudel und wurstrad. Besonders die madeleines, mit 36 Eintragungen, erhalten eine ausführliche Behandlung: Sie fallen wie geschmackvolle Bröselschauer aus dem Himmel und schaffen Assoziationen zum Proust-Effekt, der besagt, dass Geschmackserlebnisse bestimmte Erinnerungen hervorrufen. Zudem wird den literarischen Weggefährten, sowohl verstorbenen als auch lebenden, mit 12 Eintragungen unter der Überschrift labyrinth Reverenz erwiesen. Die Geschichten spielen in einer Gegenwart, die sich in der Erinnerung verfestigt, und thematisieren die Mund-Nasen-Schutz-Masken als Teil dieser neuen Realität, die zur zweiten Haut geworden sind und an die wir uns gewöhnen müssen.
Inspiriert vom klassischen Tanka entfalten sich die »memogramme« Herbert J. Wimmers in 144 Triplevariationen zu einem einzigartigen Tanz von Sprachkunst und Wortwitz. Süffig wie Shōchū breiten sich diese Texte wie Wellen aus und entwickeln über den ihnen eigenen Rhythmus einen hypnotischen Sound, dem man sich nicht entziehen kann: ein zwingendes Werk, das sich in seiner Zusammenschau von Ost und West auf das Wesentliche konzentriert und seine Themen auf das Wirkungsvollste verdichtet.
Der Bischof und die Äbtissin liegen tot im Klostergarten, das Blut schwarz wie die Nacht. Während die Novizin in ihrer Zelle schläft, scheinen die Kriminalbeamten jeden und jede verdächtig zu finden. Doch sie ist die einzige Bewohnerin des Klosters und somit 'keine Zeugin'. Ihre Träume von den schrecklichen Ereignissen der Mordnacht treiben die Handlung voran, während die Ermittler am toten Punkt angelangt sind. Der Text ist in 167 Abschnitte gegliedert, die zwischen der Kriminalhandlung und einer Reflexionserzählung wechseln. Herbert J. Wimmer nutzt die Gattung des Thrillers als Experimentierfeld, um die Irritation durch die doppelte Erzählung zu fördern. Inspiriert von realen schrecklichen Ereignissen, entwickelt er die Geschichte einer Detektivin, in der Beobachtende und Beobachtete eng miteinander verbunden sind, ohne dass ein Kriminalfall je realisiert wird. Jede Erinnerung wird zur Erzählung, die Vergangenheit und Irritationen hervorbringt. Die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen, während ein Bewusstsein entsteht, das die Gegenwart als Resultat anhaltender Irritationen begreift. Wimmers Thriller lässt sich als erzählerisches Umspannwerk verstehen, in dem die Rituale der Kriminalgeschichten einer genauen Beobachtung unterzogen werden und Spannung in dauerhafte Irritation transformiert wird.