Knihobot

Stephan Dahlke

    Seelenspiegelungen
    • Die literarische Form des Trioletts wurde über Jahrhunderte hinweg als tot erklärt, tauchte jedoch immer wieder auf. Ursprünglich im 13. Jahrhundert in Frankreich als rondel sangle bekannt, geriet sie im 16. Jahrhundert in Vergessenheit, bevor sie im 17. Jahrhundert, beispielsweise bei La Fontaine, erneut auflebte. In der Goethezeit und der deutschen Romantik fand das Triolett bei Autoren wie Goethe, Schlegel, Rückert und Platen wieder Verwendung. Im 19. Jahrhundert erlebte es eine Wiederbelebung durch Théodore de Banville und Arthur Rimbaud. Auch im 20. Jahrhundert verschwand es, bevor es mit dem New Formalism in den USA eine Renaissance erlebte. Diese Wiederentdeckung geschah nicht nostalgisch, sondern als Antwort auf moderne Herausforderungen, was zu neuen Interpretationen führte. Der Gedichtband setzt diese Erneuerung fort und besteht aus zwei Teilen: Der erste Abschnitt, Seelenspiegelungen, umfasst einen Zyklus von Trioletten, während der zweite Teil, Symbol und Vernichtung, freiere Formen nutzt. Die Gedichte basieren auf der Überzeugung, dass Form die künstlerischen Möglichkeiten nicht einschränkt, sondern idealerweise mit dem Inhalt zu einem präzisen Ausdruck verschmilzt. Dadurch werden Empfindungen, Eindrücke und traumatische Erlebnisse sichtbar, die der Alltagssprache oft entzogen sind. Die adäquate Form macht die inneren Strukturen und Charakteristika dieser Erfahrungen erfahrbar.

      Seelenspiegelungen