Michael Altripp Knihy

Die Beiträge dieses Bandes basieren auf Vorträgen des Kolloquiums „Architektur und Liturgie“ im Juli 2003 in Greifswald. Dieses Kolloquium ermöglichte einen Austausch zwischen Vertretern der spätantik-christlichen, byzantinischen und westlichen mittelalterlichen Kunstgeschichte, Liturgiewissenschaft und Theologie. Ziel war es, das Verhältnis zwischen Architektur und Liturgie in Ost und West zu beleuchten, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszustellen. Dabei wird die Funktion der Architektur in zwei Hinsichten betrachtet: Die Archäologie und Kunstgeschichte nähern sich einem Bau typologisch und stilistisch, während die Liturgiewissenschaft die rituellen Abläufe analysiert. In diesem Kontext spielen Architekturformen, Bautopographie, Bausymbolik und Bildprogramme eine wesentliche Rolle. Zudem ist die Bedeutung der Architektur in Ost und West von Interesse: War sie Ausdruck der Selbstdarstellung von Stiftern, diente sie lediglich als kultischer Raum oder hatte sie durch symbolische Ausdeutung und Maßzahlen eine überhöhte Bedeutung? Besonders bei dieser zweiten Interpretation sind Unterschiede zwischen östlichem und westlichem Mittelalter zu erwarten. Der interdisziplinäre Diskurs, angestoßen durch das Kolloquium, soll den Dialog zwischen Wissenschaftlern der verschiedenen Bereiche intensivieren und vernetzen. Die Akten sollen diesen Dialog fortführen.

The role of Byzantium in the Middle Ages is comparable to that of a modern political superpower such as the United States. The latter has a pervasive cultural impact on Europe and Asia, and similar cross-cultural relationships between East and West were also evident in medieval Europe, when Byzantine literature, music, art, and ritual were not only known but also studied and appropriated throughout the West. Scholarship on Byzantium and its relationship with Western Europe has yet to explore the full dynamics of this relationship or the extent to which the West was influenced by Byzantine culture. The papers presented in this volume offer a wide interdisciplinary perspective on the crucial importance of Byzantium for Western Europe, featuring articles on art and architectural history, social and religious history, musicology, literature, historiography, gender studies. The essays originate from an interdisciplinary conference, held in the Wissenschaftskolleg Greifswald in December 2007.

Für Byzanz gilt der Zentralbau als derjenige Bautyp, der dem religiösen und politischen Kontext am besten entspreche. Die Arbeit möchte den Anstoß dazu geben, diese festgefügte Vorstellung zu überdenken. Grundlage dafür ist die Behandlung von Basiliken des 7.-15. Jahrhunderts. Dabei finden u. a. Fragen der Typologie, Ausstattung und Funktion sowie nach dem Verhältnis zwischen Längs- und Zentralbau Beachtung.

Die Prothesis ist der nordöstliche Apsisnebenraum byzantinischer bzw. orthodoxer Kirchen. Sie dient der Zubereitung der eucharistischen Gaben, d. h. des Brotes und des Weines. Aus diesem Grund nimmt sie neben der Hauptapsis einen wichtigen Platz in dem byzantinischen bzw. orthodoxen Kultbau ein. Für einen solchen Raum darf angenommen werden, daß das Verhältnis zwischen dem Bildprogramm und der Liturgie ein sehr enges gewesen ist. Während entsprechende Untersuchungen bereits für die Bildprogramme der Hauptapsis vorliegen, fehlte bislang eine solche für die Prothesis. Die Arbeit versucht, diese Lücke zu schließen.