Ad'Age - der Himmel auf Erden
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Mit »Ad’Age«, der Kurzform von »Advertising Age«, titelgebend auch schon für eine amerikanische Zeitschrift der Werbebranche, wird das laufende Zeitalter nach der Reklame als seinem prägendsten Charakteristikum benannt. Die provokante Würdigung dieser Ära als »Himmel auf Erden« versteht sich zugleich als »Theodizee«, allerdings in unkonventionellem Sinn. Dieser Begriff meint ja traditionell eine philosophische Rechtfertigung des Gottes der Religion für seine Tolerierung der irdischen Wirklichkeit, wie sie ist: unvollkommen, mangelhaft und ungerecht. Während aber der Philosoph Leibniz 1710 in seinen Essais de theodizée den Beweis antrat, dass dieser transzendente Gott mit der Welt, wiesie ist, die »beste aller möglichen Welten« schuf, ist der Gott, den Cöster in seiner »Theodizee der Werbung« rechtfertigt, ein ganz und gar weltlicher Gott: Es ist die Marke, das Geschöpf der Markenwerbung, als nahezu omnipotenter Schöpfer- und Lenker-Gott, der den Himmel auf die Erde verlegt und hier die himmlisch idealisierte kapitalistische Welt über den Markt tagtäglich neu erschafft – nach dem Scheitern des Sozialismus anscheinend sogar als die »beste aller möglichen Welten«. Die Werber, die »geheimen Verführer« (Vance Packard), wären also in Wahrheit die pseudoreligiös-missionarischen Verkünder von Utopien einer besseren, ja der bestmöglichen Welt – und zugleich die Wegweiser zu deren Verwirklichung? Cösters These wie deren Beweisführung ist pointiert, provozierend, geistreich, erhellend – Essayistik at its best.