Des Vulkan paralleles Wesen
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Jacopo Tintoretto (1518 - 1594), einer der großen Repräsentanten der venezianischen Malerei zwischen Tizian und Tiepolo ist für seine monumentalen biblischen Zyklen, seine gewaltigen und visionären Interpretationen christlicher Bildersprache bekannt. Wenigen dürfte bewußt sein, daß der junge Maler durchaus Weltliches schuf, dem Theater nahestand, musizierte, witzig und frivol, tiefsinnig und doppeldeutig, leichtlebig und zeitkritisch sein konnte. Diese von der Historiographie vernachlässigten Züge am Beispiel eines einzigen Schlüsselwerkes in der Münchner Pinakothek, Vulkan überrascht den Ehebruch von Venus und Mars, mit den Mitteln literarischer, ikonologischer und informatischer Investigation nachzuzeichnen, stellte sich der Autor zur Aufgabe. Er griff – eher als Außenseiter der Kunsthistorie, doch seit drei Dezennien mit der Figur des Venezianers beschäftigt – auf den längst vergessenen Usus der Renaissance-Traktate zurück, das Umfeld von Kultur, Geschichte und Kunst des Gemäldes in Dialogform zu umreißen. Dem Neugierigen liefert er zusätzlich einen Apparat von Glossen und Exkursen, sich auch ernsthafter in die Materie zu vertiefen. Der mythische Vulkan einer trivialen Götterfarce wird so zum Sinnbild venezianischen Schöpfertums, schließlich Selbstportrait des Künstlers. Der antiquarisch-literarischen Behandlungsform steht in gewolltem Kontrast die moderne Interpretationshilfe des CAD-Computers gegenüber: durch Schleier der Probabilismen, Widersprüche und Anachronismen blickt uns verlebendigt ein Maler des kontroversen Cinquecento an, der seit genau 400 Jahren verblichen ist; Jacomo Robusti, „das Färberlein“, Genie und Handwerker, Macher und Poet.
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