Sabbioneta
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Zwischen Parma und Mantua liegt die kleine Stadt Sabbioneta, mit deren kunstvoller Anlage sich der Renaissancefürst Vespasiano Gonzaga zwischen 1554 und 1571 seinen Wunsch nach einer den antiken Vorbildern gleichenden Residenz erfüllte. Die Herrschaft der Gonzaga war eine flüchtige Episode, und seitdem ruht der steingewordene Traum eines Herrschers unberührt in einem Dornröschenschlaf, den keine Wiederbelebung des urbanen Lebens zerstört hat. Nur die Kunstwissenschaft erforscht und würdigt inzwischen dieses konservierte concetto des Cinquecento in all seinen Facetten. Noch heute präsentiert Sabbioneta dem Betrachter den eigentümlichen Eindruck einer Kulisse und läßt ihn fasziniert die einzigartige Ausstrahlung der Bauten, Straßen und Plätze wie einen Theaterraum erleben. Diese unvergeßliche Aura der Stadt wählte sich 1969 der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci zum Schauplatz seines Films Strategia del ragno (Strategie der Spinne), der um wahre und imaginierte Bilder der Vergangenheit kreist. Die vorliegende Studie will einen in der Kunstgeschichte bisher noch wenig beschrittenen Weg verfolgen, indem sie die Ikonographie eines Spielfilms als Teil der umfassenden Rezeptionsgeschichte einer Stadt erforscht. Ausgehend von der Frage nach den Vorbildern dieser „Idealstadt“ werden zunächst die mythischen Gründungslegenden Roms und Athens auf Zitate in der Renaissanceanlage befragt, während im zweiten Teil das 400 Jahre später im Film gestaltete Erscheinungsbild der Stadt in die Untersuchung einbezogen wird. Durch die Erweiterung der kunstgeschichtlichen Rezeption um die filmische Dimension kann der wissenschaftliche Diskurs eine Symbiose von Stadthistorie und Filmgeschehen erschließen, in der die Filmbilder als Dokumente einer inszenierten Vergangenheit erscheinen.