Arbeit am Inzest
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Unter der Vielzahl literarischer Inzesttäter gehören Richard Wagner und Thomas Mann sicher zu den eminentesten. Wagner stellte im Ring des Nibelungen seine Menschheitsutopie, seine Kunsttheorie, sogar die Struktur des Werkes unter das Signum der «Blutschande». Für Thomas Mann war Inzest Lebensthema. Inzest ist ihm persönliche Metapher, aber auch Chiffre der «Verführung zum Abgrund»: ins Dionysische erst, dann in matriarchale Urgründe, schließlich zur Erbsünde. Am Ende widersteht der Autor diesen Verführungen mit Hilfe des Androgynie-Ideals. Entschlossen akribische Textinterpretationen – unter Anhörung von Zeugen wie Platon, Schopenhauer, Nietzsche, Freud und Bachofen – machen die Originalität, aber auch die Gabe zur «Anverwandlung» der beiden Künstler dingfest.