War es einmal ...
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Warum Männer Bart tragen Vor langer, langer Zeit waren das Herz und der Bart gute Freunde. Doch eines Tages bekamen sie über eine Sache, die sie miteinander besprachen, einen heftigen Streit. Das eine erklärte sich mit der Vorstellung des anderen nicht einverstanden, und anstatt sich aus dem Weg zu gehen, verrannten sie sich in ihrem Zorn aufeinander in der Weise, daß der Bart plötzlich nach dem Herzen schlug. Voller Entsetzen floh das Herz, aber der Bart setzte ihm nach und verfolgte es. So hetzte einer dem anderen hinterher, bis sie an eine Wegegabelung kamen. Dort stand ein Mann, der das Schauspiel mit offenem Mund betrachtete. In seiner Not sprang ihm das Herz in den Rachen hinein, und der Mann, in seiner Verblüffung klappte den Mund zu, drückte die Lippen zusammen und schluckte das Herz hinunter. Da kam auch schon der Bart daher; doch es war zu spät. Der Mund des Mannes blieb verschlossen. Der Bart hing draußen. Bis zum heutigen Tage wartet er. Er wartet, bis er zum Herzen dringen kann oder das Herz zu ihm herauskommt. Doch das Herz bleibt, wo es ist und schlägt ohne Pause in der Brust. Nach getaner Arbeit, wenn sich die Gruppe um das Feuer versammelt, ist es in Burundi auch heute noch Brauch, die Ereignisse des Tages zu erzählen und sie durch Märchen zu reflektieren, zu kommentieren und in übergeordnete Zusammenhänge zu stellen. Die burundischen Märchen entspringen der mündlichen Tradition, ihr Erzählablauf richtet sich aber nach der aktuellen Situation einer Gemeinschaft, der Stimmung der Zuhörer und deren tatsächlichen Erfahrungen. Sie vermitteln somit Lebenshilfe und Lebenskunst. Der Lehr- und Lernprozeß durch die Märchenerzählung ist fester Bestandteil eines Bildungssystems, das weniger auf institutionellen Einrichtungen beruht, sondern Erziehung und Ausbildung in die Familie und das enge soziale Umfeld integriert. Die traditionellen Werte und Normen werden im Erzählen weitergegeben. Man lernst zum Beispiel, diejenigen zu mißbilligen, die sich vor der Arbeit drücken, verachtet Unmäßigkeit und Hemmungslosigkeit, Böswilligkeit, Haß oder Selbstüberheblichkeit. Die burundischen Märchen entführen ihre Zuhörer dabei in eine fremde Welt voll von Wundersamen, Spannung und phantastischen Bildern. „Wer seine Kinder mit Knusperhexen und Meerjungfrauen nicht mehr beeindrucken kann, sollte getrost Löwen und Leoparden aus dem Sack lassen. Auch Erwachsenen bietet das Buch spannende Einblicke in eine Archaische Gesellschaft voller Romantik und Mitmenschlichkeit.“