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Flüchtlingsorganisationen in Hessen 1945 - 1954

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Die Aufnahme von Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen in die westdeutsche Nach-kriegsgesellschaft erscheint heute in der Rückschau als Musterbeispiel für eine erfolgreiche politische und gesellschaftliche Integration, die scheinbar ohne größere Probleme bewältigt wurde. Tatsächlich aber brachte die Ankunft der Flüchtlinge und Vertriebenen tiefgreifende soziale Probleme mit sich, die zunächst kaum lösbar schienen. Dass schon früh ein erfolgrei-cher Integrationsprozess einsetzte, war nicht zuletzt den Flüchtlingsverbänden und -parteien zu verdanken, die zu den bedeutendsten Massenorganisationen der Nachkriegszeit zählten. Dies wurde in Hessen besonders durch die wichtige landespolitische Rolle des „Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) deutlich, der hier länger als in anderen Ländern der Bundesrepublik in der Landesregierung und im Landtag vertreten war. In der vorliegenden Dissertation schildert der Verfasser zunächst die Entstehung der Flücht-lingsverbände in Hessen von den ersten Anfängen auf Kreisebene an. Er arbeitet detailliert die politische Rolle der Flüchtlingsorganisationen als Partner wie Opponenten der staatlichen Flüchtlingsverwaltung heraus. Nachdem anfänglich eine organisatorische Konkurrenz zwischen Flüchtlingsverbänden, Landsmannschaften und spezifischen Wählergruppen bestand, gelang es in Hessen im Jahr 1953 erstmals in der Bundesrepublik, einen Einheitsverband der vor allem in sozialen und wirtschaftlichen Fragen aktiven Flüchtlingsverbände und der eher kulturell orientierten Landsmannschaften zu verwirklichen. Von besonderer Bedeutung war die Rolle, die der „Bund der Heimatvertriebenen und Ent-rechteten“ (BHE) in der Landespolitik als langjähriger Koalitionspartner der SPD spielte. Ge-genüber rechtsextremen Gruppen und Kräften gewann rasch die Vertretung der sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Flüchtlinge im Rahmen der bestehenden gesellschaftlichen Grundstrukturen Vorrang. Dies führte schon bald nach der Gründung des hessischen BHE im Jahr 1951 zu einer Annäherung an die SPD auf Landesebene und ab 1954 zu einer gemein-samen Regierungskoalition, die bis zum Jahr 1966 Bestand hatte. Das Buch schildert nicht nur die vielfältige und differenzierte Entwicklung der verschiedenen Flüchtlingsorganisationen, sondern dokumentiert zugleich ihre rasche Integration in das poli-tische und gesellschaftliche System der Bundesrepublik. Der Verfasser schildert dabei nicht nur sorgfältig die Besonderheiten der hessischen Entwicklung, sondern arbeitet auch ihren Einfluss auf die Organisation der Vertriebenen auf Bundesebene heraus. Das Buch vermittelt daher einen wertvollen Einblick in die Integration der Flüchtlinge als einen die westdeutsche Nachkriegsgeschichte nachhaltig prägenden Prozess.

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1998

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