Alles schmeckt nach Abschied
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„Ich bin jung, ich bin sinnlich, ich habe schreckliche Angst vor dem Altern. Warum soll ich denn nicht mein Leben genießen? In zehn oder zwanzig Jahren ist alles vorbei - wenn ich nicht sogar schon vorher sterbe“, hatte Brigitte Reimann mit zweiundzwanzig geschrieben. Zehn Jahre später, 1964, hat sie sich von ihrem zweiten Ehemann getrennt, heiratet erneut, engagiert sich in Fragen der Jugendpolitik und des Städtebaus, hat ihren großen Roman „Franziska Linkerhand“ begonnen. (Die kommentierte und ungekürzte Edition dieses Romans im Aufbau-Verlag ist in Vorbereitung.) Ein ruheloses, überanstrengendes Leben, wie sie es liebt und dem sie trotzdem fürchtet, nicht standhalten zu können. Sie kann es auch nicht, überall stößt sie an Grenzen: das wunderbare Erlebnis ihrer Sibirienreise läßt sich nicht wiederholen, wegen ihrer Kritik an den Neubauvierteln wird sie angegriffen, seit dem 11. Plenum 1965 ist sie, wie viele andere Künstler, politisch desillusioniert. 1968 zieht sie nach Neubrandenburg, in eine Stadt, die ihr nicht nur schöner erscheint, sondern auch weniger provinziell. Auch das ist ein Irrtum, die glückliche Aufbruchstimmung wird gedämpft durch Alltagserfahrungen, durch eine Ehekrise und die Krebserkrankung. Das Wunder dieses Lebenslaufes besteht darin, wie Brigitte Reimann trotzdem immer wieder Mut schöpfte, arbeitete, liebte - in der ganzen Intensität, die ihr möglich war. Ihre Tagebücher aus den sechziger Jahren zeugen davon eben-so anschaulich und eindrucksvoll wie der erste Band der von Angela Drescher herausgegebenen Tagebücher „Ich bedaure nichts“ (ISBN 3-351-02835-0, DM 39,90). Brigitte Reimann wurde 1933 in Burg bei Magdeburg geboren. Lehrerin. Erste Veröffentlichungen bereits 1955. 1960 Umzug nach Hoyerswerda, 1968 nach Neubrandenburg. Sie starb 1973 nach langer Krankheit in Berlin.