Legendäre Reisen
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Einmal so reisen wie zu Zeiten Thomas Manns: Schrankkoffer, Grand Hotel, livrierte Diener. Oder einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis nach Peking fahren: Die Zeit dafür sollte man haben -- hat man aber meistens nicht. Genauso wenig wie das Geld für eine sechswöchige Kreuzfahrt erster Klasse. Außerdem ist die große Epoche solcher Reisen vorbei: Im ICE gibt es schon lange keinen Salonwagen mit Mahagoni-Tischen mehr. Was macht ein Globetrotter bei Nostalgie-Attacken? Der eine hat einen Baedeker von seinen Urgroßeltern im Regal, in dem er schmökern kann. Mit etwas Glück fällt ihm beim Blättern sogar ein alter Fahrplan in die Hände, eine vergilbte Postkarte oder ein Brief von Anno dazumal. Der andere hat noch eine Kiste mit alten Fotoalben auf dem Dachboden -- oder einen dieser Koffer aus \"Vulkanfiber\" mit verstärkten Ecken und bunten Aufklebern von Schifffahrtslinien und Hotels aus aller Welt. Wer weder das eine noch das andere hat, dem hilft für mehr als einen Nachmittag Legendäre Reisen von Marc Walter. Der französische Fotograf hat mit zwei Journalisten aus einer umfangreichen Sammlung alter Fotos von berühmten Reisezielen, von Luxus-Dampfern, Eisenbahnen und Hotels (die Orte reichen von Paris und Rom über Sankt Petersburg bis Singapur und Buenos Aires) einen aufwändigen, über 300 Seiten starken Nostalgieband fabriziert. Gespickt wurde das Ganze mit kurzen, dazu passenden Zitaten zeitgenössischer, fast ausschließlich französischer Autoren und kleinen Faksimiles von Fahrplänen, Geldscheinen und Ansichtskarten, die wie zufällig zwischen den Seiten hängen. Eine wunderbare Idee. Bei schwersten Anfällen von Reisefieber und Nostalgie kann man ja zudem nachsehen, ob auf dem Dachboden nicht doch noch eine alte Kiste mit Reiseandenken steht. --Bernhard Wörrle