Wertewandel und Postmoderne
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Neben der technologischen und der ökonomischen war vor allem die sozialkulturelle Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland von den mittleren sechziger Jahren bis zur Wiedervereinigung von einem grundlegenden Wandel geprägt. Andreas Rödder skizziert die einzelnen Phänomene dieses sozialkulturellen Wandels seit der Mitte der sechziger Jahre. Als gemeinsamen Nenner dieser Entwicklung identifiziert er den Zusammenhang von Individualisierung, radikaler Pluralisierung und Entnormativierung. Dies bedeutete sowohl eine verstärkende Fortsetzung als auch zugleich eine partielle Abkehr von zentralen Tendenzen der Moderne. In diesem historisch-empirischen Sinne präzisiert Rödder den bereits zeitgenössisch eingeführten, dort aber diffus verwendeten Begriff „Postmoderne“ semantisch und schlägt ihn vor als historiographisch operationalisierbares Deutungskonzept für die gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung der Bundesrepublik vor allem in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Rödders Konzept der Postmoderne ist somit abzugrenzen von anderen Interpretationsansätzen – vom „Westen“ über eine „Umgründung“ oder „Fundamentalliberalisierung“ des Gemeinwesens bis zur „Wertewandelsgesellschaft“ –, die bislang im Zusammenhang mit dem sozialkulturellen Wandel in der Bundesrepublik diskutiert wurden. Dem hier veröffentlichten Text liegt ein Referat zugrunde, das Andreas Rödder am 7. Mai 2003 in der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus im Rahmen der Reihe „Himmelsberg-Vorträge“ gehalten hat.