Erwachsenenbildung und ethnische Politik
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Der afrikanische Kontinent und insbesondere das Horn von Afrika erscheint heute noch als ein Ort, wo einerseits ethnische Konflikte die Entwicklung der Region stark gehemmt haben und wo andererseits Werte wie Demokratie und die Verwirklichung von Menschenrechten angestrebt werden. Ausgehend von den methodologischen Prämissen der Vergleichenden Erziehungswissenschaft und insbesondere der kulturvergleichenden Forschung entwickelt die Arbeit auf dem Hintergrund einer knappen Ist-Analyse der äthiopischen Gesellschaft und vor allem des Bildungswesens die Frage nach der Gültigkeit europäischer Modelle für die Lösung afrikanischer Modelle. Dabei geht es vor allem darum, inwieweit die aus dem Geist der europäischen Aufklärung stammenden Konzeptionen einer Erwachsenenbildung als Volksbildung, wie sie sich insbesondere in Deutschland im 19. Jahrhundert verbreitet hat, eine Lösung dieses Dilemmas anbietet. Die naheliegende Frage der Übertragbarkeit europäischer Modelle auf den ostafrikanischen Kontext, beantwortet die Arbeit mit dem Hinweis, dass es am Horn von Afrika angesichts der verheerenden Bürgerkriege gar keine andere Wahl gibt, als auf Aufklärung und Stärkung der Vernunft als Mittel der Konfliktlösung zu setzen. Konkreter Ansatzpunkt für die Übertragbarkeit ist die Feststellung einer durch Europa vermittelten Teilmodernisierung der afrikanischen Gesellschaften, die so angesichts der wachsenden Globalisierung gezwungen sind, auch für die Lösung ihrer aus der Modernisierung erwachsenden Probleme die Mittel der europäischen Aufklärung in Anspruch zu nehmen. Dabei sieht die Arbeit einerseits in der Umbruchssituation der europäischen Industrialisierung im 19. Jahrhundert, insbesondere aber in der Krisen- und Umbruchssituation in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg eine Reihe von Analogien mit der Situation am Horn von Afrika, die sich als Bezugspunkte des Transfers anbieten. Die Analyse des Zusammenhangs zwischen Erwachsenenbildung und ethnischer Politik zeigt, dass eine Demokratisierung der äthiopischen Gesellschaft ohne Alphabetisierung, Grundbildung, Menschenrechtserziehung und Weiterbildung nicht gelingen kann. Das Buch plädiert deshalb für eine Bildungsreform, die auf einen Aufbruch aus der bestehenden Armut und eine Lösung der ethnischen Konflikte gerichtet ist. Da eine Übertragung auf andere afrikanische Gesellschaften durchaus möglich scheint, ist die Arbeit von wesentlicher entwicklungspolitischer wie erwachsenenpädagogischer Bedeutung.