Berenice
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Dem Libretto liegt die gleichnamige Novelle Edgar Allan Poes von 1835 zugrunde, in der eine doppelte Krankengeschichte erzählt wird: die von Egaeus, einem melancholischen jungen Mann aus begütertem Hause, der an einer seltsamen Monomanie leidet. Und die seiner Schwester Berenice, die als Beispiel für jene später Hysterie genannte Krankheit gelten kann. Hauptfigur der Oper ist nicht der lebende Egaeus, sondern - als Wiedergängerin aus dem Jenseits - Berenice, die blutjunge Tote. Postum sucht sie, ein Gespenst im Schwebezustand des Sterbens, den Einsiedler heim im Mausoleum seiner Bibliothek. Aussichtslos ist die Romanze der beiden Geschwister: Das Wasser war viel zu tief. Die Handlung spielt an der Schwelle zwischen Jenseits und Hier über zwei Tage und eine Nacht, sie mündet in ein Finale, das ein Verbrechen aufdeckt, unbewußt begangen, unbegreiflich, und deshalb nicht weniger monströs und schauderhaft. Neben den handelnden Personen tritt der Dichter E. A. Poe selbst auf, an seiner Seite der Vamp, ein laszives Wesen von einiger übergröße - das Gespenst der Oper. Durs Grünbein schrieb in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten Johannes Maria Staud das Libretto für diese Kammeroper, die 2004 während der Münchner Biennale und anschließend bei den Wiener Festwochen und den Berliner Festspielen aufgeführt wurde.