Mathe-Kings
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Vierjährige Kinder entdecken die Welt mit allen Sinnen und sie erfinden Mathematik: beim Anfassen, Sich-Bewegen, beim Schmecken, Hören, Sehen und Gestalten. Sie konstruieren mathematische Konzepte wie zum Beispiel: Sortieren und Zuordnen, Muster und Symmetrien, Zahlen, Geometrie, Raum und Zeit, Wiegen, Messen und Vergleichen, grafische Darstellung und Statistik beim Umgang mit Hosentaschenschätzen und Alltagsmaterialien und entdecken Mathematik als eine Methode, wie sie selbst die Welt strukturieren und erforschen können. Das Buch ist in Wort und Bild ein fachdidaktischer Meisterkurs, ein wohl begründetes und mit vielen Beispielen belegtes Plädoyer, Kindern Zeit, Material und Gelegenheit zu geben, ihre eigenen mathematischen Denkweisen zu entwickeln, bevor man sie mit abstrakten Zeichen und Symbolen konfrontiert Die meisterhaften Fotos zu diesem Buch entstanden während eines Besuches der Fotografin und Ausstellungsmacherin Elisabeth Niggemeyer bei der Pädagogin Nancy Hoenisch in Virginia, USA. Nancy Hoenisch unterrichtete an der Douglas-Schule der Kleinstadt Winchester Vierjährige, die in ihrer Entwicklung bisher zu kurz gekommen sind. Hartmut von Hentig über die Pädagogin Nancy Hoenisch: Das sollte eine „Schule“ dem normalen Leben voraus haben: dass man nicht achtlos an den Lernanlässen vorübergeht, sich nicht in Gewohnheiten einspinnt, sich nicht einfach der Trägheit ergibt. Von allem, was uns Nancy Hoenisch lehrt, ist dies vielleicht die akuteste Lektion - die eigentliche Antwort auf Timss und Pisa und Iglu: Nancy Hoenisch zeigt, wie lustvoll und natürlich man das Wahrnehmen, Denken, Aneignen mit Kindern üben kann, ohne die Tätigkeiten und Interessen nun schon der Vierjährigen zu „verschulen“. Dass deutsche Schüler ungern lernen, ist der Grund dafür, dass sie zu wenig lernen. Nancy Hoenisch fördert vor allem drei Fähigkeiten: die Kontrolle der eigenen Bewegung, die Artikulierung und Festigung von Sprache, das Unterscheiden, Sortieren, Einteilen, Vergleichen und legt damit die Grundlage für alles weitere Lernen. „Zählen“ zum Beispiel ist erst Ordnen, unter ein Merkmal subsumieren, dann in eine Abfolge bringen: „erstens, zweitens, drittens“, dann aus der Reihe eine Menge machen: „zwei“ oder „drei“ oder „vier“. Hoenisch hat zwar auch Piaget gelesen, aber weder sie noch wir Leser brauchen ihn, um zu verstehen, was geschieht: wenn wir den Kindern beim Erkennen von Mustern, Sequenzen, Proportionen zusehen („kleiner als“, „so lange wie“, „gleich viel“). Fragt Austin beim Legen der unterschiedlichen Klötzchen: „Richtig, Nancy?“, sagt sie: „Frag Clifton!“ - und siehe da, sie einigen sich mit einer Begründung: „weil das genauso ist wie das!“ Nancy Hoenisch sagt nie: „Das ist falsch“ und auch nicht: „Das ist richtig.“ Sie regt zur Selbstprüfung an, lobt den „Denkvorgang“: „Wie gut du alle gleichen Steine zusammengelegt hast und sogar der Größe nach!“ So macht sich der Lehrer nicht unversehens zur Wissensquelle für das Kind. „Wissen“ ist immer nur das, wovon es sich selbst vergewissert hat."