Handlungsräume agropastoraler Fulbe in Nordostnigeria
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Traditionelle landwirtschaftliche Betriebssysteme der Trockensavanne Westafrikas zeichnen sich durch Spezialisierung auf entweder Rinderzucht oder Feldbau aus, jeweils von verschiedenen ethnischen Gruppen betrieben. Die Mehrheit der ursprünglich rinderzüchtenden Fulbe hat sich jedoch inzwischen in südlich angrenzenden Feuchtsavannen niedergelassen, um dort Weidewirtschaft mit Feldbau zu kombinieren. Der Autor analysiert den kulturell, sozial, ökonomisch und politisch bedingten Handlungsrahmen solcher agropastoralen Betriebssysteme in Nordostnigeria. Ihr Umfeld ist gekennzeichnet durch saisonale Schwankungen, große ökologische Variabilität, politische Instabilität, Bevölkerungswachstum sowie unsichere Marktbedingungen und damit durch ein erhebliches Risikopotential. Gleichzeitig ergibt sich aus der zusätzlichen Nachfrage nach Agrarprodukten aus den schnell wachsenden Metropolen Nigerias ein Spannungsfeld in Hinblick auf den Flächenbedarf zur Intensivierung der Marktproduktion. In zweijähriger Feldforschung beobachtete der Autor kleinbetriebliche Fulbehaushalte in zwei Sozialräumen Nordostnigerias, die sich durch ein ähnliches geographisch-ökologisches Umfeld, aber stark differierende sozio-ökonomische Strukturen auszeichnen. Mit Hilfe des Sustainable Livelihoods-Ansatzes ermittelte er Ausstattung und Zugang zu produktiv einsetzbaren Ressourcen sowie die angewandten Strategien zur Risikominderung. Beim Vergleich erweist sich, dass nicht nur die natürlichen Ressourcen und der Zugang zu Human-, Finanz- und Sachkapital wesentlich sind für den Erfolg der Betriebe, sondern vor allem das Sozialkapital: Es dient der gemeinschaftlichen Absicherung des Einzelnen, katalysiert darüber hinaus aber auch als individuelles Eigentum Zugang und Kontrolle zu allen anderen Produktionsfaktoren und kann dadurch synergetische Effekte erzeugen.