Direkt vom Herzen weg
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Nach dem Tod seiner Mutter findet Günter Tolar in deren Nachlass zahlreiche amtliche Schriftstücke aus den Jahren von 1938 bis 1949. Es sind allesamt Antworten von Behörden und Ämtern, die in ihrer schicksalhaften Sprache so deutlich, so drastisch und so dramatisch sind, dass sich der Autor und Sohn auf die Suche nach den Gegenstücken macht. Er findet Briefe und Eingaben, die seine Mutter im Laufe der Jahre an die verschiedensten Behörden geschickt hatte, um sich und ihre Familie in einer grausamen Zeit zu schützen. Günter Tolar tritt bei seinen Recherchen in einen hochdramatischen Dialog mit der Vergangenheit seiner eigenen Familie und der österreichischen Zeitgeschichte. Eine Frau, die seine Mutter war, kämpfte allein gegen die unfassbar kalten und grausamen Mühlen der „tausendjährigen Gesetze„. Für den Sohn ist daraus ein neues Bild seiner Mutter entstanden und sein Buch ist eine berührende Liebeserklärung an seine Mama. Textauszug: „Ich hätte leugnen können, dass mein Großvater Jude war, wäre somit arisch gewesen. ich hätte mich auch „arisch kaufen“ können. Ich habe aber dies alles verabscheut und im sicheren Bewusstsein meines Sieges alles Unglück auf mich genommen. Neulich hat mir jemand gesagt, dass das sehr dumm von mir war. ich hoffe, dass es im Lehrberufe noch ebensolche Idealisten gibt, wie ich es bin, die meine Handlungsweise nicht als eine Dummheit, sondern eben als Ausdruck meiner antifaschistischen Gesinnung werten und danach handeln." Ein halbes Jahr nach Kriegsende, im November 1945, schrieb Mama diese Zeilen an einen oberösterreichischen Landesrat. Im Jahr 1938, ab der Machtübernahme durch die Nazis, nahmen die Ereignisse allerdings den unerbittlichen Lauf einer antiken Tragödie.