Untersuchung der Interdependenz von Abrufprozessen für multiple Quelleninformationen aus dem episodischen Gedächtnis
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In der vorliegenden Arbeit wird eine erste Antwort auf die Frage, ob der Abruf von multiplen Kontextmerkmalen aus dem episodischen Gedächtnis unabhängig im Sinne des Zugriffs auf einzelne Merkmale erfolgt oder ob ein ganzheitlicher Prozess auf die gesamte Gedächtnisrepräsentation im Sinne eines abhängigen Abrufprozesses zugreift, gegeben. Zur Klärung dieser Fragestellung wird im Rahmen dieser Arbeit ein Design mit gekreuzten Quellendimensionen verwendet (vgl. Meiser & Bröder, 2002), welches sich sowohl für die Variation als auch die Abfrage multipler Kontextmerkmale besonders eignet. Variiert man den Kontext in einer Lernphase, so kann man ihn auch in einem nachfolgenden Rekognitionstest derart variieren, dass er entweder dem Lernkontext entspricht (Match) oder nicht (Mismatch). Dodson und Shimamura (2000) konnten in mehreren Experimenten für die Quellendimension Stimme demonstrieren, dass ein solcher Mismatch das Kontextgedächtnis, nicht jedoch das Itemgedächtnis verschlechtern kann. Ein Match hingegen kann die Kontextgedächtnisleistung verbessern. In der vorliegen Arbeit wurde diese Mismatch-Prozedur eingesetzt, um zu überprüfen, ob sich die gezielte Manipulation des Abrufs einer Kontextdimension auf den Abruf einer zweiten Kontextdimension auswirkt. Wenn solch ein Ausstrahleffekt auftritt, spricht dies für eine funktionale Abhängigkeit des Kontextinformationsabrufs aus dem episodischen Gedächtnis. In vier Experimenten wurden die Abrufprozesse für verschiedene akustische sowie visuelle Kontextdimensionen untersucht. Ein Mismatch-Effekt konnte für die Quellendimensionen Schriftart und Stimme, nicht jedoch für die Dimensionen Schriftfarbe, Hintergrundbild und Präsentationsohr erzeugt werden. Ein Ausstrahleffekt wurde nur für die Dimension Stimme festgestellt. Insgesamt sprechen die Ergebnisse bezüglich des Ausstrahleffekts für einen funktional unabhängigen Abruf multipler Kontextinformationen. Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung weiterer Experimentalergebnisse zur Bestimmung der Determinanten eines Mismatch-Effekts im Quellengedächtnis diskutiert.