Koordinaten des Nordens
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Die europäischen Vorstellungen vom Norden sind bis Ende des 18. Jahrhunderts von einem durch das antike Weltbild geprägten Nord-Süd-Dualismus bestimmt, wobei der Norden vom Atlantik bis nach Asien reichen kann. Um 1800 verengt sich die geographische Reichweite: Der Norden wird als skandinavisch/germanischer Norden konstruiert und mit neuen, kulturellen Inhalten versehen. Entscheidenden Anteil an diesem Wandel haben die Wissenschaften. Anhand von Definitionen und Konzepten des Nordens in deutsch- und skandinavischsprachigen Quellen untersucht die interdisziplinär angelegte Arbeit die Veränderungen in der Wahrnehmung dieser europäischen Region am Übergang zur Moderne. Nach einer zunächst aufklärerischen, kosmopolitischen und globalen Beschäftigung mit dem Norden kommt es im Zuge der zunehmenden wissenschaftlichen Spezialisierung und Aufgliederung der Forschungsdisziplinen (fast) zwangsläufig zu einer Fragmentierung und Verengung des Forschungsgebietes. Nationenbildung und die Suche nach nationalen Identitäten führen zur nationalen Aufsplittung des Nordens. Im Zuge einer zunehmenden Verzahnung von Wissenschaft und Politik wird der Norden den Bedürfnissen des Nationalstaates angepasst und für dessen Zwecke genutzt. Der Norden wird zur ideologischen Konstruktion.