Von der Klassensolidarität zur humanitären Hilfe
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Die dreissigerer und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts waren für die Schweizer Arbeiterbewegung eine folgenreiche Zeit. Zu Beginn dieser Periode standen die beiden Flügel der Arbeiterbewegung, die Kommunisten einerseits und die Sozialdemokratie sowie die ihr nahe stehenden Gewerkschaften andererseits, in starkem Gegensatz zur bürgerlichen Schweiz und ihrem politischen System. Gleichzeitig waren sie auch untereinander zerstritten. Während die Kommunisten 1940 für vier Jahre in die Illegalität verbannt und anschliessend zur politischen Randerscheinung wurden, näherten sich die Sozialdemokraten schrittweise der politischen Mitte an. Die Flüchtlingspolitik dieser Gruppierungen der Arbeiterbewegung, deren unterschiedliche und sich wandelnde Motive werden im vorliegenden Buch im Kontext ihrer geschichtlichen Entwicklung beleuchtet. Vom 'Erhalt der Kampffähigkeit' über die 'Solidarität mit Gesinnungsgenossen' bis hin zur humanitären Hilfe für 'leidende Menschen' wird gezeigt, mit welchen Diskursen die Linke zur Flüchtlingshilfe aufrief, aber auch wo die Grenzen des Engagements lagen. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den Organisationen der Schweizer Arbeiterbewegung (Sozialdemokratische Partei, Gewerkschaftsbund, Flüchtlingshilfe, Arbeiterhilfswerk, Kommunistische Partei und Rote Hilfe) und deren Verbindungen zu den Behörden und anderen Hilfswerken im In- und Ausland. Die praktische Umsetzung der Flüchtlingspolitik bildet einen weiteren Schwerpunkt. In der Darstellung der Lebensverhältnisse der Flüchtlinge sowie des Engagements des 'kleinen Mannes' und bei der Flüchtlingshilfe vor allem der 'kleinen Frau' werden die theoretischen Äusserungen zur Flüchtlingspolitik veranschaulicht. Es wird deutlich, mit welchen Schwierigkeiten Flüchtlinge und HelferInnen zu kämpfen hatten. Insgesamt wird aufgezeigt, dass die Flüchtlingshilfe der politischen Linken keinen isolierten Bereich darstellte, sondern eng mit anderen Politikfeldern verknüpft war. In Bezug auf die Flüchtlingspolitik wird klar, dass Stereotype, wie z. B. dasjenige der generellen Flüchtlingsfreundlichkeit der Linken, einer Korrektur bedürfen.