Armut, Gesundheit und sozialer Kontext von Kindern
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Das thematische Spannungsfeld der Dissertation - Armut, Gesundheit und sozialer Kontext - rückt zweifellos unter mehreren Gesichtspunkten in den Vordergrund. So weist die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen das höchste Armutsrisiko in Deutschland auf. Schätzungen zufolge leben ca. 2,7 Mio. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre in (Einkommens-)Armut. Ein erstes Ziel der Autorin liegt daher in der Beschreibung des Armutsausmaßes und des Erlebens finanzieller Belastungen bei Vorschulkindern und ihren Familien in Nürnberg. Zusätzlich werden zentrale Armutsdeterminanten untersucht. Befunde zum erhöhten Armutsausmaß von Kindern führen direkt zu Fragen nach möglichen Auswirkungen der Armutserfahrungen im frühen Kindesalter. Eine Vielzahl von empirischen Studien zeigen, dass sich Armut auf die kindliche Entwicklung und auf ihre Lebenschancen auswirken kann, wobei auch auf Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und der Gesundheit hingewiesen wird. Mit Hilfe von multivariater Analysen werden individuelle Einflussfaktoren der Gesundheit (z. B. Übergewicht, Sprachentwicklungsstörungen und intellektuelle Entwicklungsstörungen) und gesundheitsrelevanter Aspekte (Gesundheitsvorsorge und -verhalten) untersucht. Der Rolle der Armutsbetroffenheit wird dabei mit ihren möglichen negativen Folgen für die kindliche Gesundheit ein besonderer Schwerpunkt eingeräumt. Neben der Armutsbetroffenheit als individuelle Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen rückt zunehmend auch die räumliche Dimension von Armut in den Blickpunkt (vgl. Schlagworte wie „gespaltene Städte“ oder „sozialräumliche Polarisierung“). In Deutschland beschäftigen sich erst wenige empirische Forschungsarbeiten mit der Frage inwieweit das Leben im sozialbenachteiligten Umfeld die Lebenschancen seiner Bewohnerschaft beeinträchtigen kann. Jedoch zeigen US- amerikanische Studien, dass über den Effekt der individuellen Benachteiligung hinaus, die Sozialstruktur des Wohnumfeldes als Einflussgröße der kindlichen Entwicklung angesehen werden muss (sog. Nachbarschaftseffekte). Ob diese Ergebnisse auch auf Deutschland übertragen werden können, ist ein weiterer Schwerpunkt der Dissertation. Zur Erklärung kindlicher Gesundheit werden daher neben den individuellen Faktoren zusätzlich sozialstrukturelle Merkmale im Sinne eines sozialen Kontextes für Kinder einbezogen und mit Hilfe von Kontextanalysen auf ihre Einflusskraft überprüft. Datenbasis der empirischen Arbeit stellt die erste Welle des Nürnberger Kinderpanels dar, einer Langzeitstudie zur Lebenssituation und gesundheitlichen Lage von Einschülern in Nürnberg. Das Nürnberger Kinderpanel verknüpft Ergebnisse der medizinischen Einschulungsuntersuchung von Kindern mit Elternangaben zur ihrer Wohn-, Familien-, und Freizeitsituation.