Kunst oder Wissenschaft
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Der Mensch strebt nach Sicherheit. Auch im Denken möchte er Sicherheit. Für James Beattie war die höchste Kunst diejenige, die eine definite Aussage macht. Aber Kunst läßt sich nicht definieren. Eine Definition würde kontraproduktiv wirken. Ebenso wenig wie man das Ziel des Strebens in der Religion oder in den Bereichen der „Geisteswissenschaft“ festlegen oder begrenzen kann. Es läßt sich nicht mit den Methoden der Naturwissenschaften ausrechnen. Deshalb empfinden viele Menschen in den Bereichen von Kunst, Religion und nicht-rationalen Wissenschaften ein Unbehagen. Die Auseinandersetzung zwischen rationalem und nicht-rationalem Denken ist so alt, wie die Geistesgeschichte des Abendlandes zurückreicht. Dieses Buch soll einen Einblick in die Problematik gewähren, indem es die Auseinandersetzung über das Verhältnis des wissenschaftlichen, rein rational begründeten Denkens zur Kunst, besonders der poetischen Sprache, als Begegnung mit der Wirklichkeit nachzeichnet. Einen ganz neuen Ansatz glaubte man in der Neuzeit zu finden. Hier waren es besonders die Philosophen der „Schottischen Schule“ des 18. Jhdts, die in ihrer Wissenschaft von der „menschlichen Natur“ glaubten zu neuen befriedigenderen Ergebnissen zu kommen. Dabei bezogen sie ihre Kriterien aus der naturwissenschaftlichen Denkweise, d. h. aus der physikalisch-psychologischen Untersuchung der menschlichen Natur. Diese Natur glaubten sie durch ein in algorithmisch-mathematischer Methode begründetes Denkverfahren zu erschließen und berechnen zu können. Diese Natur, wie sie sie sahen, hielten sie für die ganze Wirklichkeit. Dass der Mensch viel weiter dimensioniert ist, dass es Bereiche der Wirklichkeit gibt, die für den Menschen von grösster Wichtigkeit sind, die sich aber nicht in Formeln einfangen lassen, sahen sie nicht. Das 18. Jhdt. setzte sich mit Problemen auseinander, die auch uns heute nach wie vor bewegen. Die Problematik des Verhältnisses von Kunst zur Wissenschaft lässt sich exemplarisch besonders gut an den Schriften der „Schottischen Schule“ aufweisen.