Erinnerungen an Philip Guston
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Philip Guston (1913-1980) galt in den Jahren, die auf seine heftig umstrittene Ausstellung 1970 in der Marlborough Gallery, New York, folgten, gemeinhin als Skandal von gestern, als Einzelgänger und Abtrünniger, der dem vorherrschenden Abstrakten Expressionismus den Rücken gekehrt und damit jäh die Bewunderung der Kunstwelt eingebüßt hatte. Nur wenige nahmen das verstörende, tiefgründige neue Werk wahr, das Guston in diesen Jahren in seinem Atelier in Woodstock schuf – und das heute in Amerika und Europa wieder entdeckt wird. Der Schriftsteller Ross Feld (1947-2001) schrieb 1975 eine eingehende Besprechung einer Ausstellung der neuen gegenständlichen Arbeiten des Malers. Dies war der Beginn einer bemerkenswerten Freundschaft. Feld, der Guston in der Folge häufig in seinem Atelier besuchte, wo die beiden Männer bis in die Nacht hinein diskutierten, wurde Gustons intellektueller Sparringpartner, sein eloquentester Kritiker und ein lebhafter Verfechter seiner Malerei. „Erinnerungen an Philip Guston“ und der darin enthaltene Briefwechsel zeigt diese Freundschaft in ihrer geistigen Dynamik, ihrem Überschwang und ihrer persönlichen Nähe. Felds Text ist eine anregende, reiche und fein nuancierte Studie über einen der bedeutendsten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts und zugleich das Porträt eines faszinierenden Mannes. „Ich hatte nie das Glück, Ross Feld zu begegnen – bewunderte ihn aus der Ferne jedoch außerordentlich. Was für ein Künstler der Beschreibung, was für eine Intelligenz! Sein letztes, einzigartiges Buch ist eine stürmische, aufregende, Schwindel erregende Folge subtiler, reifer Urteile und Ansichten. Nie hatte Feld ein so scharfsinniges Gegenüber wie hier: Im Dialog, in einer tiefen, respektvollen Freundschaft, in ihren Briefen klingen diese beiden hochdynamischen Geister wie eine Klaviersonate zu vier Händen, die teils Schubert, teils Busoni ist. Und darüber der alles umschließende Bogen: Felds visionäre Beschwörung der Suche Gustons, der Verletzlichkeit Gustons. Dies ist ein wunderschönes, geheimnisvolles, großherziges Buch.“ Susan Sontag