Sinnlichkeit, Sprache und Imagination in der Hermeneutik
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Helmuth Plessners Begriff der „Verkörperung“ als Schnittstelle menschlicher Existenz zwischen biologischer Vorgabe, sozialer Rollenverteilung und künstlerischer Aufgabe steht für den Konnex von sinnlicher Erfahrung und intellektueller Interpretation. In der Einheit der Sinne vollzieht sich die hermeneutische Dialektik der Illusion, die körperliche Existenz überschreiten zu können. Nicht ein Kaleidoskop aus Malerei, Musik und Dichtung, sondern deren anthropologische Fundierung sind das Ziel einer „Einheit der Sinne“. Textinterpretation und Linguistik sind für Martin Heidegger zerstörerische Momente. In der Erscheinung lyrischer Dichtung, im „Offenen den Nennens“ kann die Sprache demgegenüber als Sprache „geschehen“. Heideggers Konzept zeigt eine Exklusivität hermeneutischen Verständnisses, das wissenschaftliche Forschung nicht nur degradiert, sondern auch Denker und Dichter zu allein legitimierten „Hörern“ des Seins qualifiziert. Die Deutung von Werk und Dichtung geschieht in einer kosmischen Diaspora. Phantasie und Einbildungskraft dienen Georg Simmel, das historische Wissen zu einer sinnvollen Größe zusammenzuführen, die Bedeutung einer Persönlichkeit oder eines Ereignisses verstehbar zu machen. Historik muss Kunst und Wissenschaft sein: Das Erste kann sie nicht lassen, wenn sie Verstehen ermöglichen will, das Zweite nicht missen, wenn sie unbeliebig bleiben will. Ernst Bernheim hat im Rückgriff auf Simmel das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft spezifiziert, in seiner pädagogischen Praxis expliziert er Nachvollzug und Faktizität geschichtswissenschaftlicher Forschung.