Konfession und Jubiläum
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Historische Jubiläen gehören zu den allseits praktizierten kulturellen Selbstverständlichkeiten. Darüber gerät allerdings in Vergessenheit, dass es sich um ein Phänomen handelt, das erst um 1600 Gestalt angenommen hat. Hier liegt der Ausgangspunkt für einen Entwicklungsprozess, der schließlich im 19. Jahrhundert in den gegenwärtigen Jubiläumsboom einmündete. Eine Leitfunktion für die sich hier abzeichnende Popularisierung des Jubiläumszyklus besaßen die Konfessionsjubiläen, mit denen die protestantischen Landeskirchen – allen voran in Sachsen, dem Mutterland der Reformation – seit 1617 an die Publikation der Ablassthesen und weitere Schlüsselereignisse ihrer Konfession erinnerten. An diesem Punkt setzt das vorliegende Buch ein. Es erschließt die zwischen 1617 und 1830 im Kurfürstentum bzw. Königreich Sachsen begangenen evangelischen Jahrhundertfeiern diachron und trägt damit der Periodizität des Jubiläumsgedenkens Rechnung. Dies ist insofern von Bedeutung, da sich aus der Intervallinszenierung von grundlegenden Momenten der Eigengeschichte Stabilität und Zukunftsfähigkeit ableiten. Davon ausgehend wird im Kontext der jeweiligen zeitgenössischen Situation nach den Kontinuitäten und Wandlungen der Inszenierung, ihren Trägergruppen sowie den affirmativen Qualitäten der Reformationsvergegenwärtigung gefragt.