Die eurasische Bewegung
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Seit der Transformationskrise des ausgehenden 20. Jahrhunderts erlebt die Ideologie des »Eurasismus« (evrazijstvo) in Russland eine unerwartete Renaissance. Die Vertreter der eurasischen Bewegung behaupten, Russland stelle aufgrund geographischer, kultureller, historischer und sprachlicher Kriterien einen eigenständigen dritten Kontinent zwischen Europa und Asien dar. Aus der angeblichen Existenz »Eurasiens« in diesem Sinne leiten sie eine pseudowissenschaftliche Begründung dafür ab, dass in Russland auch in Zukunft weder Demokratie noch Marktwirtschaft herrschen könnten. Statt dessen propagieren sie einen »dritten Weg« zwischen Kapitalismus und Sozialismus mit stark planwirtschaftlichen Zügen und einem autoritären politischen System. Das Buch behandelt die Bewegung von ihren Anfängen im Kreise prominenter Wissenschaftler des antibolschewistischen Exils der 1920er Jahre bis hin zu ihrer Auffächerung in verschiedene Richtungen im heutigen Russland. Dabei wird gezeigt, dass der Antiokzidentalismus der Eurasier eine Variante der aufklärungskritischen und antimodernistischen Strömungen darstellt, die seit der Romantik mit konjunkturellen Schwankungen in ganz Europa verbreitet sind.