Geistige Stadterweiterung
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Das zentrale Anliegen der zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründeten ersten Volks-Universitäten auf Wiener Boden – der Volkshochschulen – scheint wenig von seiner einstigen emanzipatorischen Bedeutung verloren zu haben. Nach wie vor, und womöglich mehr denn je, kommt der Demokratisierung des Zugangs zu Wissen, Bildung und Kunst eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung zu. Obwohl Wissenschaft und Technik tief in unsere lebensweltlichen Zusammenhänge vorgedrungen sind, die mediale Berichterstattung über Wissenschaft zu einer ungeheuren Informationsdichte geführt hat und das öffentliche Bildungswesen auf grundsätzliche Chancengleichheit beruht, nimmt die kognitive und soziale Kluft zwischen dem Expertenwissen und dem Wissenstand der breiten Bevölkerung tendenziell eher zu denn ab. Ähnlich wie vor mehr als hundert Jahren, als höhere Bildung und akademisches Wissen einer kleinen gesellschaftlichen Elite vorbehalten waren, stellen sich heute vor den Hintergrund der „Informationsgesellschaft“ vielfältige Herausforderungen für eine emanzipatorische Erwachsenenbildung. Das grosse historische Verdienst der freien Wiener Volksbildung liegt darin, die traditionelle Kluft zwischen Experten und Laien erstmals in der Geschichte Österreichs durch eine institutionalisierte Form allgemein zugänglicher Volksbildung überbrückt zu haben. Die „geistige Stadterweiterung“ (Eduard Leisching) führte zu einer Demokratisierung von Bildung und Wissen in einer bisher nie da gewesenen Qualität und Quantität. Der vorliegende Band behandelt die wissenschaftszentrierte Erwachsenenbildung, wie sie in Wien gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert als Reaktion auf die vielfältigen Herausforderungen der Moderne entstanden ist, und zeichnet deren Entwicklungsgeschichte bis in die Gegenwart nach.