Neugier & Sammelbild
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An der Wende zum 17. Jahrhundert entstanden in den nördlichen und südlichen Niederlanden viele neue Bildgattungen, die man als gemalte Sammlungen bezeichnen könnte: Gemälde wie das Sprichwörterbild Pieter Bruegels d. Ä. mit seinen rund hundert sprachlichen Volksweisheiten, das enzyklopädische Blumenstilleben, das Paradiesbild mit seiner wimmelbildhaften Repräsentation des Tierreiches, oder das von Waren überbordende Marktbild, welche bestimmungstafelartig möglichst viele Aspekte dessen auflisten, was zum entsprechenden Themenbereich gehörte. Die ältere kunsthistorische Forschung hat diese Gattungen meist einzeln untersucht und ihre Entstehung an der ikonographischen Filiation früher anzusetzender Vorbilder festgemacht. Ein solcher Ansatz liefert jedoch keine Erklärung für das plötzliche massierte Auftreten enzyklopädischer Bilder um 1600. Im vorliegenden Buch wird deshalb der Versuch unternommen, die neuen Gattungen mit Sammlungscharakter als Familie zusammenzusehen und als Antwort auf ein spezifisch frühneuzeitliches kulturelles Bedürfnis zu verstehen: Demnach ist die Entstehung des „Sammelbildes“ mit dem Aufkommen der internationalen Sammelbewegung verbunden. Seine Blütezeit fällt mit dem zwischen 1550 und 1650 vorherrschenden Sammlungstyp der enzyklopädischen Kunst- und Wunderkammer zusammen. Anliegen des Buches sind der Nachweis ähnlicher Auswahl- und Ordnungsmodelle dieser begehbaren und gemalten Sammlungen. Dabei wird der Versuch unternommen, einen Zusammenhang zwischen der historischen Blickform der Neugierde und der Bildstruktur der Sammelbildgattungen nachzuweisen: Es geht darum, wie, wo und weshalb die typischen Strukturmerkmale der frühneuzeitlichen Curiositas in den Gattungen mit Sammelcharakter Bild geworden sind.