Weihnachten - ein sozialistisches Friedensfest?
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Anknüpfung trotz grundlegender Kritik am Christentum, Vereinnahmung trotz offiziellen Bruchs mit religiösen Traditionen, Fortführung trotz gewollter Abschaffung ›kirchlicher‹ Ideen - so lässt sich der Umgang der sich als atheistisch und areligiös verstehenden sozialistischen Machthaber mit dem Weihnachtsfest zusammenfassen, denn offensichtlich konnte das »Fest der Feste« und die damit verbundene Identität nicht abgeschafft, sondern nur ersetzt werden. Aus diesen Beobachtungen scheint das doppeldeutige Rezeptionsverhalten zu resultieren, das Friederike Lepetit am Beispiel christlicher Motive und Traditionen in Schul- und Schulliederbüchern, weihnachtlichen Feiermaterialien sowie Pionier- und FDJ-Liederbüchern beschreibt. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die Religions- und Bildungspolitik der DDR und die Entwicklungslinien, die das unbequeme Thema in den untersuchten Quellen hinterlassen haben. Diese spiegeln insgesamt das Anliegen der DDR-Staatsführung, Weihnachten als ein »sozialistisches Friedensfest« zu etablieren, um die Basis für eine neue Erinnerungskultur und Gruppenidentität zu legen.