"Maladie ès lettres" - Krankheitsdarstellungen bei Camus, Giono, Beauvoir, Cardinal und Guibert
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Das literarische Motiv der Krankheit kann auf eine lange literaturgeschichtliche Tradition zurückblicken. Seine besondere Funktion erhält es aus den Zuschreibungen, die mit dem Krankheitsbild und den Erkrankten selbst verbunden werden, Zuschreibungen die von radikaler Zurückweisung oder aber gezielten Idealisierung geprägt sind. Bereits die Krankheiten selbst sind aus medizinhistorischer Sicht keine unveränderlichen Wesenheiten, sondern stets einer Evolution oder zumindest einer sich historisch wandelnden Wahrnehmung unterworfen. Gerade ein Blick auf den sozio-kulturellen und psychologischen Gehalt von Krankheitsvorstellungen verdeutlicht jedoch, wie stark ihre gängigen Deutungsmuster auf stereotypen Zuschreibungen beruhen, die sich nur am Rande auf empirisch-medizinische Befunde stützen. Die vorliegende Arbeit untersucht an Beispielen der französischsprachigen Erzählliteratur unterschiedliche literarische Ausgestaltungen derartiger Vorstellungen oder Bilder von Krankheit. Nach einem kurzen motivgeschichtlichen Überblick zur französischen Literatur wird aus einer imagologischen Perspektive nach den Funktionen gefragt, welche Autorinnen und Autoren aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Krankheit in ihren Texten zugeschrieben haben. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei die Stilisierungen von Krankheiten im Sinne von Identitäts- oder Alteritätsmerkmalen. Zugleich wird an den gewählten Texten aufgezeigt, wie sehr sie in Struktur, Inhalt, Figurenkonzeption, sprachlichem Ausdruck und metapoetischen Verweisen ein in ihnen zentral gesetztes Krankheitsmotiv auf verschiedenen Ebenen aufgreifen und transformieren.