Bibelforscher-Kinder
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In der Zeit des Nationalsozialismus galten Jehovas Zeugen, die auch Bibelforscher genannt wurden, als eine „gefährliche“ Gruppe. Trotz Verbots agierten die bekennenden Gläubigen in der Illegalität weiter und verweigerten staatliche Direktiven wie die Bezeugung des „deutschen Grußes“. Deshalb wurden sie bedroht und verfolgt, worunter auch ihre Kinder zu leiden hatten. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt darin, Kenntnisse über das Alltagsleben dieser Bibelforscher- Kinder zu gewinnen. Dafür wurden mündlich erfragte autobiografische Erfahrungsberichte erstellt und sowohl einzeln als auch in Beziehung zueinander ausgewertet. Zur Einordnung der Alltagsproblematik, mit der sich die gläubigen Bibelforscher konfrontiert sahen, dient ein Überblick über die Geschichte der Zeugen Jehovas. Weiterführend werden die formalen, nur dem äußeren Anschein nach erkennbaren, Übereinstimmungen der nationalsozialistischen Partei und der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung gegenübergestellt und als eine mögliche Erklärung für die rigorose gegenseitige Ablehnung diskutiert. Angerissen wird auch die Frage nach einem möglichen Konfliktpotential zwischen „Jehovas Jugend“ und den staatlichen Jugendorganisationen. Vor allem aber gewährt die Studie einen Einblick in den Alltag der Bibelforscher-Kinder. Für die Jungen und Mädchen bedeutete dies die tägliche Auseinandersetzung mit den Glaubensgrundsätzen, die sie aus ihrem Elternhaus kannten, und den im Widerspruch dazu stehenden nationalpolitischen Erziehungsidealen in der Schule. Zudem spiegeln viele Erinnerungsberichte die Lebensumstände der Kinder wider, die zwecks Umerziehung bei „politisch korrekten“ Genossen untergebracht bzw. in Heimen, wo physische und psychische Strafmaßnahmen die „Erziehung“ prägten, eingewiesen wurden. Die angewandte Methode der Oral History hat sich in dieser Arbeit zur Erforschung der Alltagsgeschichte bewährt. Es entstand ein profundes Bild des Lebens und Leidens der Bibelforscher- Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus, worin die Vielfalt der Einzelschicksale, aber auch „kollektive Wahrheiten“ aufgezeigt werden konnten.